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Manch einer hatte Falconer nach der etwas schw�chelnden, letzten Scheibe "Chapters from a Vale Forlorn" und der Bekanntgabe des S�ngerwechsels schon abgeschrieben. Gl�cklicherweise behielten die Pessimisten diesmal unrecht, denn mit "The Spectre of Deception" sind Falconer wieder da. St�rker und besser denn je. Alles �ber die sensationelle, neue Scheibe und einige interessante Dinge zur Bandgeschichte beantwortete mir freundlicherweise Falconer-Mastermind Stefan Weinerhall...


Stefan, Du hast ja mit Mithotyn bereits drei Alben ver�ffentlicht, von denen gerade "King of the distant forest" auch heute noch sehr gesch�tzt wird. Was hat Dich damals bewogen, mit Mithotyn aufzuh�ren?

Stefan: Der wirkliche Grund damals war, da� ich nie das Gef�hl hatte, da� sich irgendjemand f�r uns interessierte. Wir hatten auch keine Homepage um zu erfahren, was die Fans �ber unsere Musik dachten. Das �nderte sich erst, als wir das erste Falconer-Album rausbrachten und ich merkte, da� es da drau�en eine Menge Mithotyn-Fans gab. Die Sache war halt auch die, da� wir nie viele Interviews oder sowas gemacht haben, und mir selbst kommt es auch jetzt noch so vor, da� das richtige Interesse an Mithotyn erst entstanden ist, nachdem wir die Band aufgel�st hatten.

Der Wille zur Eigenst�ndigkeit, der sich nicht zuletzt in Deinem charakteristischen Gitarrenspiel �u�ert, und eine gewisse Epik scheinen meiner Meinung nach trotz der musikalisch deutlich unterschiedlichen Ausrichtung von Falconer beiden Bands zugrunde zu liegen. Sind das die Parallelen, die Du auch zu Deiner vorherigen Band siehst oder siehst Du andere �hnlichkeiten?

Stefan: Nein, ich stimme Dir da schon zu. Viele Melodien und so weiter sind die gleichen, es ist eigentlich nur der Unterschied, da� die Musik einen anderen Namen tr�gt. Ich bin auch der Meinung, da� ich mich trotz des Bandwechsels nicht wirklich ver�ndert habe, was das Songwriting anbelangt. Nat�rlich ist es so, da� man durch den S�nger mit klaren Vocals die Parts und Riffs anders zusammensetzen mu� als vorher, wo man sich viel weniger Gedanken dar�ber machen mu�te. Bei Mithotyn brauchten wir eigentlich immer nur f�nf Riffs zusammenzuwerfen und loszuspielen. Ohne wirkliche Anordnung des ganzen...

Ein Bekannter hat Euch mir gegen�ber als "speediges Manowar" bezeichnet, was Euch nat�rlich absolut nicht gerecht wird. Nachdem ich "The Sceptre of Deception" allerdings mal unter diesem Gesichtspunkt geh�rt habe, fiel mir auf, da� neben den Texten z.B. im Opener durchaus auch musikalische Parallelen bestehen. Deshalb meine Frage: Welche Beziehung hast Du zu Manowar und glaubst Du, da� bestimmte Elemente der Musik Manowars auch bei Falconer wiederzufinden sind?

Stefan: Dar�ber habe ich mir ehrlich gesagt noch nicht wirklich viele Gedanken gemacht und solche Andeutungen bislang auch nur von sehr wenigen Fans geh�rt. Nun ja, manche sagen, das erste St�ck "The Coronation" klingt ein wenig nach ihnen, was vermutlich daran liegt, da� Manowar auch oft 6/8-Takte benutzen. Sieht man davon aber mal ab finde ich ehrlich gesagt nicht sonderlich viele Gemeinsamkeiten. Einige haben auch schon gesagt, da� Kristoffer an manchen Stellen ein wenig nach Eric Adams klingt, aber sonst habe ich da noch nichts geh�rt.

Welche Idee steckt hinter dem Konzeptalbum? Worum geht's inhaltlich?

Stefan: Es ist eine Art schwedisches MacBeth, aber es ist eine wahre Geschichte. Es geht um drei Br�der im fr�hen 14. Jahrhundert. Einer von ihnen wird K�nig, wor�ber die anderen beiden nat�rlich nicht sonderlich gl�cklich sind. Es handelt also vor allem um Intrigen, Mord und Kriege, die vollzogen werden, um die Krone zu erlangen. Alle drei spielen ein schmutziges Spiel und streben danach, wie der Titel der CD besagt, das "Zepter der T�uschung" zu erlangen.

Die Geschichte selbst, die mir hier als Info vorliegt und vermutlich auch im Booklet zu finden sein d�rfte, h�tte man auch als Intros zu den einzelnen Liedern umsetzen k�nnen. Soweit gehst Du aber nicht, weil es Dir wichtig ist, da� man ein zusammengeh�rendes, musikalisch einheitliches Album zu h�ren bekommt?

Stefan: Das h�tte ich nat�rlich tun k�nnen, keine Frage, und damit ein B�ndel von "Wen interessierts"-St�cken aneinanderreihen. Ohne jegliche Bedeutung. So zumindest sehe ich das. Schau Dir nur mal ein Album wie "Nightfall in Middle Earth an", f�r mich w�re das viel leichter zu erfassen gewesen, wenn da nicht st�ndig diese ganzen, langweiligen Intros zwischen den Liedern k�men. Als ich mit unserem neuen Album angefangen habe, habe ich gesagt, da� es wie ein normales Album klingen soll und nicht wie ein Konzeptalbum, denn bei denen mag ich einfach nicht die musikalische Idee, die dahinter steckt. Die Erfahrung der Musik ist doch das wichtigste.


Stefan Weinerhall

Die Thematik scheint sich auch auf die heutige Zeit anwenden zu lassen. Gibt es eine Art Moral, die Du den Menschen mit dem Album mitgeben m�chtest?

Stefan: Das war nicht unbedingt der Gedanke dabei, aber die Geschichte an sich l��t sich selbstverst�ndlich von der Vergangenheit auch in die Gegenwart transferieren. Es ist nat�rlich auch heute noch so, da� es oftmals auf einen zur�ckf�llt, wenn man versucht, etwas auf die krumme Tour zu erreichen. Gier kann die meisten Leute in h��liche Individuen verwandeln.

Ich habe mal gelesen, da� es f�r Dich besonders anstrengend ist, ein Konzeptalbum zu schreiben. Weshalb hast Du Dich trotzdem daf�r entschieden?

Stefan: Ja, als ich damit angefangen habe, ein Konzeptalbum zu schreiben, habe ich gemerkt, da� es nicht einfach ist. Ich hatte die ganzen Ideen in meinem Kopf, oder zumindest einige Richtlinien. Als ich etwa die H�lfte der Arbeit hinter mir hatte, hatte ich dann endlich das Gef�hl, da� ich f�r den Rest nicht mehr lange brauchen w�rde.
Normalerweise l�uft das bei mir so, da� ich die Lyrics so schreibe, da� sie zu einem Song passen. Wenn ich dann mit einem Lied fertig bin, kann ich mich auf das n�chste konzentrieren. Aber diesmal schienen die Lyrics einfach kein Ende zu nehmen. Der Grund, weshalb ich Musik mache ist eigentlich die Musik selbst, und dieses mal mu�te ich mich mehr auf die Lyrics konzentrieren.
Alles in allem bin ich sehr zufrieden mit dem Endergebnis und es ist alles so geworden, wie ich das haben wollte, aber nochmal werde ich sowas nicht machen. Fehlendes Engagement und Disziplin sind nunmal meine schlechten Seiten.

Was inspiriert Dich f�r Texte und Musik? Sind das B�cher und Filme, evtl. andere Musik oder auch die Realit�t?

Stefan: Ja, wie schon gesagt sind die Lyrics f�r mich nicht so wichtig und etwas, womit ich mehr oder weniger irgendwie versuche auszukommen. Die Inspiration daf�r k�nnte alles sein, Nachrichten im Fernsehen, B�cher, Gedanken oder Dinge, die mir oder jemand anderem passiert sind. Die Musik, die ich schreibe, ist denke ich das Ergebnis von dem, was ich mag. Ich kann nicht sagen, da� ich aus etwas Bestimmtem meine Inspiration beziehe, aber meine Vorlieben f�r verschiedene Bands und Musik hat mit Sicherheit einen Einfluss auf meine Kreativit�t.

Der neue S�nger bringt auf jeden Fall schonmal eine Menge frischen Wind mit und macht seine Sache gut. Ich denke mal, Du h�ttest auch mit Mathias weitergemacht, wenn es denn geklappt h�tte, aber so habt ihr Euch meiner Meinung nach ungewollt aus der Sackgasse begeben, in die ihr Euch mit dem zweiten Album verfrachtet habt, das dem ersten doch wirklich sehr �hnlich war. Also kam diese Sache mit dem S�ngerwechsel im Nachhinein doch irgendwie gelegen...

Stefan: Da stimme ich Dir 100%ig zu. Obwohl Mathias eine sehr eigenst�ndige und gute Stimme hat, ist er einfach ein wenig beschr�nkt in dem, was er kann. Der Wechsel zu Kristoffer hat f�r mich das motivierende Gef�hl geweckt, dass ich jetzt etwas neues habe, womit ich arbeiten und experimentieren kann. Er kann seine Stimme auch einfach mehr anpassen als Mathias. Und ich kann auch nicht leugnen, da� es mir sehr viel Freude bereitet, zu h�ren, wie er seine Stimme aufpowert, wie ein richtiger Metal-S�nger das macht.
Trotz alledem haben wir es bei diesem Album erstmal langsam damit angehen lassen, da wir keine totale Ver�nderung des Gesangs wollten. Wir werden das aber wahrscheinlich auf dem n�chsten Album noch ausbauen, wenn die Fans sich an Kristoffer gew�hnt haben. Dann ist es einfach nicht mehr so eine krasse Umstellung f�r sie. Kristoffer kann auf jeden Fall noch mehr, als er auf "The Spectre of Deception" zeigt.

Nach einem Meisterwerk darf man nicht stehenbleiben und mu� sich weiterentwickeln. Meiner Meinung nach hast Du das nach Eurer ersten CD etwas vers�umt. Wie m�chtest Du das diesmal angehen? Hast Du vor, k�nftig Euren Stil noch weiter auszureizen?

Stefan: Ja, da m�ssen wir mal schauen. Ich habe angefangen, die Fans zu beobachten und zu h�ren, was sie m�gen. Wir werden auf jeden Fall auch mit dem n�chsten Album etwas ver�ndern und uns weiterentwickeln, aber die Richtung kann ich jetzt noch nicht sagen. Vielleicht werden wir noch h�rter. Kristoffer bekommt auf jeden Fall auch mehr Freiheiten, was zum einen das Singen selbst angeht, aber auch das Schreiben der Gesangslinien. Momentan singt Kristoffer ja das, was ich ihm mehr oder weniger vorsetze. F�r mich wird das ohne Zweifel auch interessanter, wenn noch jemand anderes seine Ideen mit einbringt. Bei diesem Album haben wir das noch nicht gemacht, weil wir wissen, da� viele Fans nicht so aufgeschlossen sind wie wir. Die konzentrieren sich oft nur auf eine Sache, die ihnen anscheinend alles kaputt macht.

Eine andere M�glichkeit, die bei Euch vielleicht passen k�nnte, w�re, etwas doomiger zu werden. Hast Du da schonmal dran gedacht? Oder w�re das aus kommerziellen Gesichtspunkten nicht zu verantworten?

Stefan: Haha, wir machen so wie es momentan l�uft nicht wirklich Geld mit der Band. Da viele Fans die schnelleren Songs bevorzugen, w�re das sicherlich nicht optimal. Die langsamen Songs, die wir bislang gemacht haben, sind echt klasse meiner Meinung nach, machen aber auch nicht so viel Spa� zu Spielen. Die St�cke, die am meisten Spa� machen sind z.B. "The Clarion Call" oder "The Sceptre Of Deception", die alle Seiten von uns vereinen. Das sind vermutlich auch nicht die eing�ngigsten Songs von uns, aber wenn man es erstmal geschafft hat, sind sie die besten - zumindest f�r mich.

Kommen wir mal zum Coverartwork der Scheibe zu sprechen. Das Bild ist schon irgendwo genial, die Idee mit dem gr�nen Bild allerdings langsam ausgelutscht. Paragon hatten das zum Beispiel auf ihrer letzten Ver�ffentlichung und bei Brainstorm war es sogar Jan Meininghaus selbst, der f�r "Soul Temptation" die gleiche Farbe gew�hlt hat wie f�r Euer Artwork. Gehen dem langsam die Ideen aus oder wolltest Du das unbedingt so haben?

Stefan: Von den Vorschl�gen, die ich gemacht hatte, habe ich leider nie etwas zu Gesicht bekommen. Als wir das Cover bekamen, hatte es fast die selben Farben wie die letzte Platte, also machten wir es einfach noch gr�ner, so wie ich mir das von Beginn an vorgestellt hatte. Dann habe ich herausgefunden, da� es da dieses Jahr schon mehr von diesen komplett gr�nen Covern gab. Dumm gelaufen...


Das Cover von "The Sceptre of Deception"

La� uns nochmal zum S�ngerwechsel zur�ckkommen, ich mu� jetzt doch nochmal fragen: Weshalb die Trennung von Mathias Blad? Ich habe mal gelesen, das basierte auf seinem vollen Terminkalender, der sich nicht mit Euren Tour-Terminen vereinbaren lie�e. Aber so viele Konzerte gebt ihr doch gar nicht...

Stefan: Ja, richtig, am Anfang nicht. Aber nachdem wir mal auf der B�hne gestanden hatten, wollten wir schlie�lich doch mehr. Ich erkl�rte dann, da� ich versuchen w�rde, f�r den Herbst eine Tour anzuberaumen. Da das eigentlich jeder in der Band wollte und wir zudem auch noch einige einzelne Gigs spielen wollten, war das einfach der Weg, den wir zu gehen hatten, um die gute Stimmung zu bewahren. Mathias sagte dann, da� er den ganzen Herbst von Juli bis in den F�hling hinein besch�ftigt sein w�rde, was halt einfach nicht zu unseren Pl�nen pa�te. Ich meine, jetzt hatten wir mal die M�glichkeit, das endlich zu machen, und wir wollten nicht noch eine Gelegenheit verstreichen lassen, weil wir andere Dinge zu tun hatten. Ich verstehe seine Sicht und die Priorit�ten, die er setzt, und er versteht uns. Er lebt f�r seine Musicals und sein Theater, das ist einfach sein Ding. Unsere Bestimmung ist Falconer, deshalb mu�ten wir das machen, solange wir die M�glichkeiten haben.

Daf�r gibt's fast jedes Jahr eine neue Scheibe von Euch. Siehst Du Falconer mehr als eine Studio-Band an?

Stefan: Nein, nicht mehr. Wir waren anfangs schon eine Studioband, aber mittlerweile sind wir eine Band mit f�nf Mitgliedern, die sich auch live blicken l��t und ich sehe uns mittlerweile wirklich als richtige Band.

Wird es denn eine Europa-Tour zum Support der Scheibe geben? Eventuell auch ein paar Festivals?

Stefan: Ja, wir sind momentan dran, da was zu planen und f�hren Gespr�che mit einem Tour-Veranstalter. Wir werden mit h�chster Wahrscheinlichkeit im Januar f�r zwei Wochen in Europa unterwegs sein. Festivals sind bislang noch keine gebucht, aber da erhoffe ich mir auch noch etwas.

Falconer waren bis zum letzten Album eher als One-Man-Band anzusehen. Die Musik schreibst Du zwar immer noch alleine, aber ich habe den Eindruck, da�, auch mit dem neuen S�nger, mittlerweile eine Band herangereift ist. Sehe ich das richtig und falls ja, welche Vorteile siehst Du davon f�r die Zukunft?

Stefan: Ich hatte bei dieser Scheibe ja schon ein wenig Hilfe bei bestimmten Parts. Kristoffer half mir bei manchen Linien und Anders hat an "Child of Innocence" mitgeschrieben. Ich werde Kristoffer in Zukunft auf jeden Fall noch mehr in die Lyrics einbeziehen. Nat�rlich habe ich nichts dagegen, wenn ich etwas Hilfe beim Schreiben bekomme, es hat sich bislang halt eher so ergeben, da� ich fast alles selbst gemacht habe, deshalb mache ich mir da auch nicht so viele Gedanken dr�ber. Eine gute Idee ist eine gute Idee, aber ich werde auch zuk�nftig keine halbgaren Dinge akzeptieren, nur damit jemand am Songwriting teilgenommen hat. Das w�re einfach nur dumm.


Was kannst Du uns �ber Andy LaRoque erz�hlen?

Stefan: Er ist ein gro�artiger Kerl. Im Studio wei� er genau, was er zu tun hat. Er kommt oft mit guten Ideen an und wei� genau, wie wir �ber die Musik denken. Auch als Gitarristen sch�tze ich ihn sehr. Er ist eigenst�ndig und macht seine Sache einfach fantastisch. Und es ist nicht immer einfach, etwas zu spielen, von dem man wei�, da� er keine Probleme damit h�tte, hahaha. Andy ist ein sehr bodenst�ndiger Mensch.

Deine pers�nlichen 5 Alltime-Faves?

Stefan: Black Sabbath - Heaven and Hell
Jethro Tull - Heavy horses
Rainbow - Rising
Iron Maiden - Seventh son...
Queen - A night at the opera

Wenn Stefan Weinerhall nicht im 20. Jahrhundert geboren worden w�re sondern im schwedischen Mittelalter, was w�re aus ihm geworden?

Stefan: Das h�ngt davon ab, in welcher gesellschaftlichen Schicht ich geboren worden w�re. Wenn ich w�hlen d�rfte, w�re ich wohl ein Minnes�nger, der einer wohlhabenden Familie entsprungen w�re. Aber wenn ich mir die damaligen Verh�ltnisse vor Augen halte, h�tte ich vermutlich auch nur als armer Bauer geendet, das war nunmal am verbreitetsten zu jener Zeit...

Die letzten Worte geh�ren Dir!

Stefan: Weshalb wird das W im englischen "Double U" genannt und nicht "Double V"? Es sind zwei Vs verdammt, keine zwei Us!


Vorbereitung: Volker & Dennis,
Durchf�hrung und Bearbeitung: Dennis



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