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Castle Rock VI
Mülheim an der Ruhr, Schloss Broich, 25.06.2005
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Bereits zum sechsten Mal besetzten schwarz gekleidete Menschen für einen Tag das Schloss Broich in Mülheim, um Gothic-Rock Klängen zu lauschen. Der Wettergott meinte es anfangs nicht allzu gut mit Musikern und Fans, anstatt der gewohnten meterlangen Schlange saßen kurz vor Beginn nur ein paar einsame Gothics im Regen vor den Toren des Schlosses. Nach und nach füllte sich die tolle Location aber doch, bis der Veranstalter in einer Umbaupause stolz verkündete, dass das Festival zum wiederholten Male mit 1800 Besuchern ausverkauft sei.
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Down Below
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Als die siebenköpfigen Goth Rocker aus Sachsen Anhalt fast pünktlich um 13 Uhr das Castle Rock eröffneten, hatte es soeben aufgehört zu regnen, und die Menschen kamen interessiert unter den Bäumen und Verkaufszelten hervor. Die Kleidung der Musiker und die Dekoration der Bühne fügten sich der Corporate Identity des aktuellen Albums, bei dem die ägyptische Mythologie besungen wird. Bereits auf dem Wave Gotik Treffen 2004 hatten die Herren erste größere Festivalerfahrungen sammeln können, leider war davon heute nicht viel zu spüren. Die offensichtliche Nervosität des Sängers "Neo-Scope" zeigte sich in seinen unfreiwillig lustigen Ansagen und in seiner intensiven Bühnenshow ? diese sah allerdings aus wie ein Auspowertraining im Fitnessclub. Dadurch vergaß er zwischendurch auch mal seinen Einsatz oder zu welcher Tageszeit seine Band gerade spielte.
Beim Heroes Del Silencio Cover "Entre dos Tierras" verzockte sich der Gitarrist ganz übel, der Gesangeseinsatz war nicht an der richtigen Stelle und der spanische Text falsch ausgesprochen. Also, ganz dringende Bitte an die Jungs: Die Finger von solchen Klassikern lassen und diese Peinlichkeiten vermeiden!
Ob es sich beim angestrebten Ziel dieser Truppe wirklich nur um die Belustigung der Zuschauer handelt, ist zweifelhaft. Um wirklich ernst genommen zu werden, müssen sich die Kollegen live zumindest noch ordentlich anstrengen. (Lexxy)
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Regicide
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Bei der nächsten Band wurde ich dann schon etwas hellhöriger, denn die ebenfalls siebenköpfigen Regicide aus Oldenburg legten einen nahezu tadellosen Auftritt hin. Neben männlichem und weiblichem Melodiegesang bildete die Geige ein wesentliches Stilmittel in ihrer Musik, die sich irgendwo zwischen Gothic, Rock und Musical einordnen lässt. Der Schwierigkeit, sich vom Nightwish/Within Temptation Klischee abzuheben, konnten Regicide deutlich gerecht werden. Die Stimme von Frauke war zwar klar, aber im Vergleich zu den Soprankolleginnen eher tief und kräftig. Die höheren Töne übernahm die Geigerin an einigen Stellen, die im Zusammenspiel mit den Tenorklängen von Timo zu einer makellosen Dreistimmigkeit verschmolzen. Ein toller Auftritt, der sehr viel Respekt verdient. (Lexxy)
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Elis
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Gleich weiter im Programm ging es mit Elis aus Liechtenstein, über die ich im Vorfeld schon einiges gelesen hatte und somit entsprechend gespannt auf ihren Auftritt war. Doch ich wurde herbe enttäuscht. Die Musik erwies sich als eintönig, genau hier fand sich der schlechte Nightwish Abklatsch wieder. Der opernhafte Gesang war monoton, das zwischenzeitlich derbe Gegrunze machte die langweiligen Melodien und Wiederholungen auch nicht druckvoller. Auch wenn Sängerin Sabine wirklich alle Töne traf, konnte dieses nicht über ihre dünne Stimme hinwegtrösten. Ohne Emotion trug sie die Lieder vor, die Reaktion des Publikums war eben deshalb wohl auch eher gemäßigt - einige Herren hier mal außen vor gelassen, die generell begeistert zu sein scheinen, wenn eine halbwegs ansehnliche Frau auf der Bühne steht. In diesem Zusammenhang fiel zumindest mir die weiße Sekretärinnen-Hose von Sabine als völlig unpassend auf. Insgesamt fand ich Elis musikalisch nicht sehr homogen, und als während der letzten Lieder endlich mal die Sonne aufging, gesellte ich mich dann lieber zum Bierstand. (Lexxy)
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Nik Page
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Für Nik Page wurde in der nächsten Umbaupause der kompletten Bühne eine interessante Dekoration verpasst, die auch Mikroständer, Schlagzeug und Keyboard mit einbezog. Eben deshalb dauerte das natürlich ein klein wenig länger, bis auch die letzte Schaufensterpuppe richtig auf der Bühne platziert war. Vielleicht weil ich mich vorher noch nicht näher mit der Band beschäftigt hatte, wurde mir auch nicht klar, warum einige dieser Puppen keine Hände hatten. Um Sänger und Mastermind Nik Page (Ex-Blind Passengers) versammelte sich schließlich seine Sacrifight Army: ein Keyboarder, ein Schlagzeuger, ein Gitarrist und eine Sängerin mit Gitarre. Letztere wirkte wie eine Barbiepuppe, brachte auf ihrer Klampfe noch nicht mal ein paar Powerchords zustande und spreizte beim Anschlagen den kleinen Finger ab. Ihre Stimme konnte ich trotz entnommener Ohrstöpsel auch direkt neben den Boxen nicht in dem Mix erkennen. Die sowohl deutsch- als auch englischsprachigen Texte a la "Seelenfänger" oder "Mephisto" wurden in elektronischen, aber dennoch gitarrenlastigen Gothicmelodien interpretiert. Musikalisch betrachtet war es insgesamt bestimmt nicht schlecht, aber mir fehlte da etwas die Power. (Lexxy)
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Janus
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Bereits zum zweiten Mal beim Castle Rock dabei waren Janus, die vom Publikum vielleicht gerade deshalb so frenetisch begrüßt wurden. Der Stil des Fünfers lässt sich schwer beschreiben, ist aber ganz sicher irgendwo zwischen Neuer Deutscher Härte und melancholischem Gothicrock anzusiedeln. Die deutschen Texte über Gefühle wie Liebe, Trauer und Aggression wurden ebenso emotional wie auch leidenschaftlich vorgetragen. Für den Song "Grabenkrieg" entlieh sich die eigentlich nur zweiköpfige Combo Cellistin Katharina von Chamber, die ja bereits im letzten Jahr einige neue Fans auf Schloss Broich gewinnen konnten. Das Publikum feierte Janus begeistert ab, so dass diese sogar noch zwei Zugaben spielen durften. Bei der sehr traurigen Pianoversion von "?89" hielt ich im Sitzen eine kleine Trauerandacht auf einer Bank, denn diese Musik ist mir dann doch ein Stück zu depressiv. Den Leuten gefiel?s trotzdem. (Lexxy)
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The Crüxshadows
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Weiter ging es mit The Crüxshadows, die mit mittlerweile über 170 Konzerten seit 2001 auch beim Castle Rock VI mit ihrer Liveperformance überzeugten. Der Sound wurde durch elektronische Wavebeats, Keyboards und eine Geige dominiert. Die ebenfalls anwesende Gitarre erschien mir eher eine Alibifunktion zu haben.
Sänger Rogue kletterte mehrfach an den Rändern der Bühne hoch oder verließ selbige über die Absperrgitter, um direkt neben seinen Fans zu singen. Wahrscheinlich machte seine hautnahe Show nicht nur auf mich einen sympathischen Eindruck, denn das Publikum feierte die Amerikaner ordentlich ab. Zwei Tänzerinnen auf der Bühne animierten die Zuschauer zum Tanzen, nur war dieses aufgrund der Enge kaum möglich. Bei den Ansagen versuchte sich Rogue in Deutsch, was ihm auch ganz gut gelang. Allerdings konnte der Frontmann wirklich nicht singen, er verfehlte die meisten Töne um Haaresbreite, was sich für mich ziemlich ekelig anhörte. Aber nicht nur, weil die Crüxshadows ihr Publikum so prima mitreißen konnten und weil sie ihr Set um 15 Minuten verkürzten, um wieder in den Zeitplan zu kommen, blieben sie mir in sympathischer Erinnerung. (Lexxy)
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Therion
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Der Headliner des Abends betrat pünktlich um 20:35 Uhr die Bühne und eröffnete sein Set mit einem Song der aktuellen Doppelveröffentlichung "Lemuria / Sirius B". Unterstützt wurden die Schweden wie schon bei der letzten Deutschland-Tour im Herbst 2004 von einem vierköpfigen klassischen Chor, sowie Solo Sopran und Mats Leven, der gelegentlich seine Stimme auch der Band von Yngwie Malmsteen und At Vance leiht.
Mastermind Christofer Johnsson, einziges Überbleibsel der ursprünglichen Bandbesetzung und hauptverantwortlicher Songwriter bei Therion, erschien diesmal komplett ohne Bart und wirkte damit auch gleich 10 Jahre jünger.
Die Truppe präsentierte einen Querschnitt ihrer Bandgeschichte, wobei das Programm den Festivalverhältnissen angepasst war und neben einer Menge aktueller Tracks auch eingängige Songs der Vergangenheit umfasste. Auf alte Death Metal Kracher verzichtete die Band bis auf "Riders Of Theli" vom 96er Album "Lepaca Kliffoth" wohl absichtlich in der mit Sicherheit nicht gänzlich falschen Annahme, dass das Publikum auf dem Castle Rock damit nicht allzu viel hätte anfangen können. Auch wenn die Zuschauer der Aufforderung zum Singen einzelner Passagen wahrscheinlich mangels Text nicht nachkommen konnten, schienen die Festivalbesucher doch ziemlich begeistert zu sein und honorierten die Songs mit großem Applaus.
Die deutschen Ansagen waren für Christofer Johnsson ein Kinderspiel, da er während der Zusammenarbeit mit deutschen Chören und Musikern wohl einiges von unserer Sprache gelernt hat. Der Schlagzeuger ließ sich anfangs von irgendwas ständig aus dem Takt bringen, was mir etwas negativ auffiel. Solche Aussetzer war ich von Therion bisher gar nicht gewohnt, aber die Ursachen hierfür sind bei einer Liveshow ja nicht immer ersichtlich.
Insgesamt zeigten sich die Musiker bei ihrem Auftritt wieder souverän, und ihre Spielfreude war unübersehbar. In ihrer Zugabe interpretierten Therion den Motörhead Klassiker "Iron Fist" und versöhnten sich so mit den anwesenden Heavys, denen mit Sicherheit ein etwas "härteres" Set noch besser gefallen hätte. Damit konnten am Ende dann aber alle Anwesenden nicht nur auf einen tollen Headliner, sondern auch ein abwechslungsreiches und gelungenes Castle Rock VI zurückblicken. (Lexxy)
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