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Konzerte |
Festivals |
Doom Metal Inquisition
London, ULU, 19.10.07
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Zwar ist das Doom Shall Rise unbestritten der Nabel der Doomwelt, doch gelegentlich finden auch anderswo noch Konzerte voller Langsamkeit statt. Unter anderem auch in London, und wenn dort gleich mehrere �beraus kultige und geniale Bands zum Tanz (am ehesten wohl noch Stehblues...) aufspielen, mu� man nat�rlich den n�chsten Flieger nehmen und f�rs Metalspheres vor Ort sein. Ich hatte im Vorfeld mit maximal 30 Zuschauern gerechnet, in der Tat hatte sich aber eine dreistellige Fanschar im Unigeb�ude ULU eingefunden. Kein Wunder, denn ich war mitnichten der einzige Nichtlondoner unter den Anwesenden. So mancher Landsmann, den man von allj�hrlichen Kulturveranstaltungen wie Keep It True, Headbangers Open Air oder nat�rlich Doom Shall Rise her kennt, hatte ebenfalls den Weg in die Themsemetropole gefunden, eine Handvoll Schweden und Finnen war ebenfalls angereist, an Musikerprominenz gaben sich unter anderem Pantheist-S�nger Kostas und ein sturzbetrunkener Albert Witchfinder die Ehre. Man kann es nicht oft genug betonen: Musik verbindet, manchmal nur etwas langsamer als gewohnt. Und damit genug der salbungsvollen Vorrede, ab geht der Doom!
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The Lamp Of Thoth
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Die erste Band des Abends war die einzige, welche mir bislang noch unbekannt war, und die Spannung l�ste sich schnell, als das erste Dreckriff den Raum erf�llte. Drei Menschen auf der B�hne, zehn Bpm aus den Boxen und der Geist von Saint Vitus, der das ULU in Besitz nahm. Einen besseren Festivalauftakt als den sehr traditionellen Doom dieser Band h�tte man sich kaum w�nschen k�nnen. The Lamp Of Thoth m�gen mit ihrer sehr engstirnigen Interpretation von Langsamkeit nicht unbedingt neue Wege im Doom Metal aufzeigen, aber davon wollte sicherlich eh keiner der Anwesenden etwas wissen, und wer Hammersongs wie �Pagan daze� im Gep�ck hat, braucht sich auch f�r nichts zu rechtfertigen. So mancher Besucher trug nach dem Gig f�r den Rest des Abends eine frisch erstandene The Lamp Of Thoth-Vinylscheibe unterm Arm, was zu einer neuen Mode avancieren k�nnte. Doom-Platte statt Herrenhandtasche? Aber immer doch, sieht nicht nur besser aus sondern klingt auch langsamer und obendrein v�llig geil, wenn es sich um The Lamp Of Thoth handelt.Ein sehr gelungener Auftakt, ich erbitte einen Gig der Band auf deutschem Boden, ob in der Chapel oder sonstwo. (Till)
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The River
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Nachdem The River uns beim Doom Shall Rise seinerzeit akustisch wie optisch bezaubern konnten, freute ich mich erst recht auf einen erneuten Gig der Band, die mit S�ngerin Vicky immer noch eine Ausnahmeerscheinung in der maskulin dominierten Doomlandschaft ist. Heute gab�s einen erneuten Klasseauftritt, bei dem Gitarrist und Bassist einmal mehr herumwirbelten, so schnell es die Rhythmen des Schicksalsflusses zulie�en; im Gegensatz dazu stand Vickys zur�ckhaltende, unnahbare, stimmlich aber einwandfreie Performance. Soviel Magie, soviel Gef�hl, die Band rei�t den H�rer unaufhaltsam mit wie der sprichw�rtliche Flu�, welchem sie ihren Namen entliehen. The River protzen nicht mit gro�en Gesten oder billiger Anmache, sie lassen ihre Musik f�r sich sprechen, und ehe der H�rer sich versieht, findet er sich auf dem Flu� wieder, der von sachten Rinnsal mittlerweile zum rei�enden Strom geworden ist und ihn nicht mehr zur�ckl��t. Wozu auch, will man doch eh nicht. Solange es The River gibt, bin ich gerne S��wassermatrose. Klasse Band, hervorragender Auftritt, was will man mehr, au�er vielleicht ein Heiratsversprechen der bezaubernden Vicky? (Till)
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Against Nature
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Die Exoten im Billing waren die Revelation-Nachfolger, welche sich als Amis unter einem Haufen Briten vermutlich wie in einer ziemlich ung�nstigen Situation des Unabh�ngigkeitskriegs f�hlten. Was f�r ein Gl�ck, da� das Publikum sie wohlwollend aufnahm und jedes �like� in den Ansagen britisch-zur�ckhaltend verzieh. Bassist Bert Hall hatte sich (in Anlehnung an die Kost�mierung der k�niglichen Wache?) einen gr��eren Fellhut aufgesetzt, Against Nature doomten stoisch traditionell. Vielleicht ein wenig zu 70er-lastig, denn bei aller Begeisterung f�r die Musik des Schicksals konnten mich Against Nature heute ebenso wenig begeistern wie bei ihrem Chapel-Auftritt. Nicht alles ist Gold, was doomt, und trotz allen Engagements m�ssen sich die drei Amis wirklich steigern, wenn sie mit den Vorzeigebands des Genres Schritt halten wollen. Heute war�s ein nicht besonders spektakul�rer Auftritt, der mir nach drei Songs die Bar als bessere Alternative erscheinen lie�. F�r die Zukunft: mehr gute Songs schreiben, dann klappt�s auch mit dem Doomnachbarn. (Till)
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Warning
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Warning kam verdienterma�en die Coheadlinerrolle zu. Mein Gott, was hatten uns die drei Briten in der Chapel weggebeamt; die beste Droge auf diesem Planeten und noch dazu legal. Kein Wunder da� es vor der B�hne rappelvoll wurde, als Warning in Aktion gingen und mit "Watching from a distance�, DER Hymne f�r die G�tter schlechthin, loslegten. Die Melodien, die Warning komponieren, k�nnen eigentlich nicht von Menschenhand stammen, wahrscheinlich ist an diesem ganzen Channelling-Ged�ns doch was dran. Und diese Stimme, Mann! Pat Walker pr�sentierte sich wieder einmal in Bestform und sang das Publikum derart in Grund und Boden, da� wohl jeder Einzelne den letzten Rest Seele aufgegeben h�tte, um diese Show erleben zu d�rfen. Walker sieht mit kurzen Haaren und Vollbart mittlerweile �brigens aus wie Tomppas Zwillingsbruder, aber was soll�s. Erwartungsgem�� konzentrierten sich Warning stark auf das Material des aktuellen Albums und boten mit �The return� nur einen Song des Debuts dar. Liebe Leute, das war Doom f�r die Ewigkeit, ein Auftritt f�r den Metalolymp, ein echter Geniestreich. Wer unbedingt zeitgem��-d�mlich klingen will, kann meinetwegen auch von �ganz gro�em Tennis� labern. Ich m�chte hiermit fristgerecht einen Antrag auf umgehende Verg�ttlichung Warnings zu Lebzeiten stellen. (Till)
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Pagan Altar
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Genial, g�ttlich, Kult. Die Reformierung Pagan Altars d�rfte nahezu alles ausstechen, was jemals an kauzigen Waldschraten wieder auf die B�hne zur�ckgefunden hat. Kein Wunder da� sich ausnahmslos jeder Besucher vor der B�hne dr�ngte, als w�ren gerade Black Sabbath selbst angetreten. Kult, Kult, Kult, oh yeah! Zumindest den genial-g�ttlichen Part k�nnen wir allerdings vergessen, denn Pagan Altar sind klar in der Abteilung �Reunions, die nicht h�tten sein m�ssen� einzusortieren. Musikalisch war�s nicht mal �bel, was es zu h�ren gab, auch wenn man zwei Akkorde wirklich interessanter minutenlang plattwalzen kann. Der gro�e Minuspunkt befand sich am Mikro und sang derart schief, da� jeder Nichttaube sofort aus der Halle h�tte rennen m�ssen. Wer glaubt, Quorthon, Andi Deris oder der Mirror Of Deception-Drummer k�nnten nicht singen, m�ge eine Pagan Altar-Show besuchen und wird f�r alle Ewigkeiten kuriert sein. Dazu eine lahme, uninspirierte Performance der Instrumentalisten, also nein danke. Nat�rlich wurde die Band von der Scheuklappenfraktion ordentlich abgefeiert, ich hingegen verlie� nach einer halben Stunde den Ort des Geschehens und empfehle Pagan Altar hiermit als Special Guest f�rs gro�e �Reunions Of Horror�-Festival, welches auch Tygers Of Pan Tang, Hallows Eve und zahlreiche andere Untote pr�sentieren und irgendwann irgendwo stattfinden wird. Egal, geht doch eh kein Schwein hin, genauso wie mir diese halbe Stunde Pagan Altar gereicht hat, um drei Tage lang nur Skylark-Alben ab 2000 zu h�ren. Dank der ersten beiden Bands und vor allem dem �berauftritt Warnings war es trotzdem ein �u�erst gelungener Abend, der jeden Tropfen Sprit im Billigflieger wert war. (Till)
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Fotos: Till
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