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Bible of the Devil / Bad Preachers / Viggen
31.Oktober 2006, Halloweenfest Tongeren (Belgien), Caf� de Hel
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Bei etwas tr�bem Nieselwetter erreichte ich die "�lteste Stadt Belgiens" und machte bei nunmehr trockenem Herbstwetter einen Spaziergang durch die Stadt. Hier war die erste gro�e �berraschung ? das Innere der Basilika: eine einzige Baustelle mit einer kleinen Fotoausstellung, und rundherum wurde auch noch gebuddelt.
Beeindruckt von den Ausgrabungen, die hier aber nicht das Thema sein sollen, machte ich nach Verspeisung eines Croque Monsieur, garniert mit einer blutfarbenen So�e und serviert von einem echten Monsieur, auf den Weg ins gruselige, von au�en wenig einladende Caf� de Hel. Hier bot sich zun�chst ein Bild des Schreckens. Puppen mit abgerissenen Armen hingen an den W�nden, sogar das rot-durchflutete stille �rtchen �berraschte mit einem wei�en Pl�schhasen, auf dessen Nase sich eine schwarze Spinne gesetzt hatte und der voyeuristisch in einer Ecke sein Unwesen trieb. Da ich in Tongeren aber bereits all die Spinnen, K�rbisk�pfe, Hexen und Gespenster in den Schaufenstern fotografiert hatte, konnte mich dieses Gruselmonster nicht mehr erschrecken.
Erfreulicherweise hatte sich zu Beginn vor der kleinen B�hne ein kleiner Fotograben gebildet, in dem sich vor allem Fotografinnen mit ihren Digicams austoben konnten ? es ging also auch ohne Absperrung! Das zumeist verkleidete Publikum ging nach anf�nglicher Zur�ckhaltung immer mehr mit.
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Viggen
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Die erste Band ? Viggen aus Belgien ? �berraschte das Publikum, indem sie als Nikol�use verkleidet die B�hne betrat. Lustig, denn gerade hatte ich bei einer Wanderung in der heimischen Eifel einen echten Nikolaus kennen gelernt, den ich im Dezember in der Stadt Nideggen bei der Bescherung fotografieren darf und der einen echten wei�en Bart hat, den er sich gerade wachsen l�sst. Aber diese Nikol�use waren dreimal j�nger und hatten angeklebte B�rte. Einer erstickte fast unter seiner M�tze, einem anderen fiel der Bart ab, und bei einem dritten Nikolaus war seitlich zu erkennen, dass sich unter den wei�en Haaren ein dunkler Haarschopf befand. Dies st�rte aber keineswegs ? die Musiker hatten sichtlich Spa� und konnten sich ihr Dauergrinsen nicht verkneifen. Als sei das etwas Normales ? legten sie gleich mit ihrem dynamischen Gig los und bewiesen Humor, indem bei jedem neuen Song ein anderer Musiker seine Kleidung ablegte. Dieser keusche Striptease endete damit, dass sich zahlreiche Nikolausm�ntel rund um die B�hne h�uften, die dann von zarten, emsigen Wesen nach der Show eingesammelt und verpackt wurden. Noch nie habe ich so viele junge M�dchen freiwillig die schweren Utensilien der Musiker schleppen sehen. Musste wohl an dem Charisma liegen, das vor allem S�nger Wouter Vandenrul ausstrahlte ? optisch eine Mischung aus dem Equilibrium-S�nger und dem jungen Jimmy Page. Musikalisch bot er eine Glanzleistung mit einer Palette unterschiedlicher Stimmlagen. Alle menschenm�glichen Oktaven wurden gemeistert, Singen, Schreien, Growlen beherrschte er perfekt ? fast alle Varianten des Metal wurden geschickt miteinander verkn�pft ? alles wie aus einem Gu�, da fehlte es an nichts. Showelemente, Optik, Mimik, Gesang - Heavy Metal pur. Sogar die Thrash-Passagen gefielen mir, da sie sehr gekonnt eingebaut wurden. Bis ich las, dass sich die Band als "Thrash Metal Band" bezeichnet. Mir entstand eher der Eindruck, dass es sich um meisterlich beherrschten klassischen Heavy Metal mit fast allen (Black Metal wohl ausgenommen) zu einer professionellen Mixtur verwobenen Spielarten handelt - mit z�gigem Drive, wobei kein einziger Song negativ auffiel Warum diese Band noch keinen Grand Prix gewonnen hat, ist mir ein R�tsel. F�r mich eindeutig der Favorit dieses Abends. Auch das Publikum ging begeistert mit. Unbedingt merken. (Angela Stamm)
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Bad Preachers
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Nun konnte es eigentlich nur noch schlechter werden, und das war auch so.
Doch auch die zweite Band Bad Preachers aus Belgien lie� keine W�nsche offen. Das Publikum ging auch hier begeistert mit, es entstand ein kleiner Moshpit. Der Motorpunk Hellcity Rock erinnerte stark an Mot�rhead, man f�hlte sich in eine andere Zeit zur�ck gesetzt. T�towierung, Zigarette im Mund, Rocker-Outfit, Kappe auf dem Kopf ? alles da. Die Band wurde allerdings vom im Hintergrund agierenden Drummer regiert, der eine Type f�r sich war, Fratzen schnitt, mit seinem eigenen Spiel mitlitt und hin und wieder an seinem Schlagzeug schraubte oder schrauben lie�. Er war zugleich Mit- oder Haupts�nger, was man vom zum Gl�ck zug�nglichen Seitenrand der B�hne gut beobachten und fotografieren konnte. Ob es aber g�nstig f�r das Publikum ist, die antreibende Kraft nur hinter den Drums erahnen zu k�nnen, bleibt fraglich.
Die Bad Preachers hatten 1992 ihre erste Vinylscheibe auf dem Markt. Auf ihrer Website sieht man einen Feuerspucker, doch auf ein solches Spielchen verzichtete die Band, zumal sie im Sommer 2006 eine Verletzung ihrer Firewoman bei einer Privatshow in Tilburg verkraften mussten. Gebranntes Kind scheut eben das Feuer. Anders dagegen der Headliner Bible of the Devil ? die schockten das Publikum mit hei�en Pyro-Spielchen mitten im Publikum.
Setlist Bad Preachers
The way it goes
Travellin�man
Come on
Motorpunk hellcity rockers
White trash motherfucker
Denim demon
Wild ride
Fuck hate drink
Rock cheater
Stuck on the highway
Rock me!
Born in flames
Antisocial
Hate machine
I can see
Sick boy
To the top (Angela Stamm)
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Bible of the devil
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Nun konnte es eigentlich nur noch bergab gehen. War die Stimmung anfangs bei Bible of the Devil recht gut, sorgten die besagten Pyro-Spielchen, die wegen der kleinen B�hne mitten im Publikum stattfanden daf�r, dass einige elfenartige Wesen, die bei den Bad Preachers noch kr�ftig mitgerockt hatten, erschrocken das Weite suchten, um ihre Ballerina-Kleidchen zu retten. So wurde es immer leerer, nur in der vorderen Reihe wurde noch mitgebangt. Was nicht hei�en will, dass die Musik schlecht war. Auch hier boten gerade S�nger Mark Hoffmann und Side Kick Nate Perry eine wilde Pr�sentation ihrer Shitjacked in the Olde World Europatournee. Ihr seit 1999 existierender NWOBHM 80er Heavy Metal h�tte viel mehr Leute mitrei�en k�nnen, wenn da nicht die st�ndigen Pyrospielchen mitten im Publikum gewesen w�ren ? Flammen breiteten sich auf der offenbar feuerfesten Decke aus und man wurde ein wenig an den Unfall von The Great White erinnert, bei dem viele Heavy Metal Fans dem Pyro-Spiel zum Opfer fielen. Noch nie war ich einem Feuer so nah, sp�rte die W�rme und hatte den Kerosingeruch von da an in der Nase. So entstand ein leider fader Beigeschmack bei dem im Grunde tollen Gig der Band Bible of the Devil.
So erhielt diese Band unverdienterweise nicht einmal Applaus. Sogar ein einzelner Buh-Ruf war zu h�ren, was auch an dem Tatbestand gelegen haben mag, dass eine Gitarre ihren Geist aufgegeben hatte und das Konzert, das sich ohnehin schon dem Ende gen�hert hatte, abrupt beendet wurde. Schade, die Band h�tte eine gr��ere B�hne verdient und k�nnte ihre Pyroshow auf der B�hne stattfinden lassen. Und wenn Nate Perry nicht so hektisch auf der B�hne herumspringen und sich hinter seinem Kraushaar verstecken und wie Mark Hoffmann das Posen �ben w�rde, w�ren auch mal ein paar mehr ordentliche Fotos drin. (Angela Stamm)
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Ansonsten aber ein sehr gelungener Abend, mit einem gepflegten belgischen Bier abgerundet, konnte ich dank der Hilfe belgischer Stra�enarbeiter, die gerade die Stra�e wegen eines Wasserschadens aufgerissen hatten, sogar meinen Wagen wieder �ffnen - wie von Zauberhand ? M�nner und Technik machten's m�glich.
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