Jahresrückblick 2002
"Alles
ist in Bewegung", das wußte schon Heraklit. Wie alles im Leben einer ständigen
Bewegung und Veränderung unterliegt, die Politik, die Wirtschaft, ja selbst das
Meer und die Sterne sich ständig verändern, genauso ändert sich auch die
Metal-Szene Jahr um Jahr. Manche dieser Veränderungen gefallen uns mehr, andere
weniger. Gerade deshalb sollte man am Jahresende zurückblicken, die Bewegungen
und Ströme in der Szene erfassen, und Rückschlüsse auf die Zukunft ziehen. Was
ist also passiert 2002?
Im
Langspieler-Bereich kann man die Veröffentlichungen, die wirklich Sinn machen,
wie schon in den Jahren zuvor, an zwei Händen abzählen. Bands wie Rage, Lacuna
Coil, Axel Rudi Pell oder auch die wiedervereinigten Stormwitch haben zwar
solide Alben hervorgebracht, das Rad aber auch nicht neu erfunden. Manowar haben
sich ebenfalls nicht wirklich verändert, auch wenn sie durch mächtig Promotion
mittlerweile zu den Top-Anwärtern auf die vorderen Chart-Plätze gehören. Neben
letztgenannten führen vor allem Nightwish und Blind Guardian derzeit den
Veröffentlichungsbereich an, wobei gerade diese beiden Bands einige der wenigen
mit wirklichem Wiedererkennungswert und eigenen Ideen sind. Nein, wenn man
ehrlich ist, dann tut sich an der Qualität der veröffentlichten CDs seit ca.
sieben oder acht Jahren nicht mehr viel, deutlich erkennbar ist hingegen einmal
mehr die Flut der - zum Teil belanglosen - Veröffentlichungen. Hinter manchen
dieser Bands stecken wahrlich harte Arbeit, Spaß und "Metal", andere wiederum
sind grandiose Mogelpackungen, die uns von den Plattenfirmen als die neue
Sensation untergejubelt werden. Wirklich gute Newcomer wie Messiahs Kiss sind ebenfalls leicht abzählbar und meist genauso wenig innovativ wie das Gros
der Großen. Gerade deshalb liegt es umso mehr in unserer eigenen Hand, die guten
von den schlechten Scheiben zu unterscheiden und unseren Support jenen Bands
zukommen zu lassen, die es verdient haben.
Im
Live-Sektor hingegen tat sich dieses Jahr weit mehr. Wir durften eine Reihe
toller Reunions sehen, allen voran natürlich die Wiedervereinigung von
Candlemass, die durchaus Sinn machte. Wir durften sehen, wie Iced Earth im
Frühjahr eine Wahnsinnstour hinlegte und sich damit wohl endgültig zu den ganz
großen Bands katapultiert hat. Überhaupt durfte der geneigte Metal-Fan einmal
mehr tolle Touren und Festivals sehen, Bands wie Deep Purple, die auf einer
ihrer wohl letzten Tourneen durch Deutschland zogen, aber auch gut organisierte
lokale Konzerte, Veranstaltungen und Festivals. Wir mußten leider auch mit ansehen, wie das Wacken Open Air
noch größer als die Jahre zuvor wurde und das Maximum an Kapazität überschritt,
so daß von vielen Seiten Kritik zu hören war - zurecht. Gerade deshalb sind diese kleinen Konzerte und
Festivals, wie das "Winter Solstice" in Darmstadt, Das "Headbangers Open Air"
bei Hamburg, oder die fürs nächste Jahr geplanten "Doom Shall Rise"- oder "Keep it True"-Festivals in
Crailsheim und Gerlachsheim, nach wie vor von ebenso großem Stellenwert wie die Hard Union
Festivals, das Wacken oder das Dynamo. Wir brauchen diese Veranstaltungen in
eben jenem Rahmen, wie sie ablaufen, das schweißt Bands, Verantwortliche und
Fans zusammen, und wenn Ihr Euch zurückerinnert, denkt auch Ihr vielleicht noch
mit etwas Wehmut an die familiäre Atmosphäre beim Wacken vor 10 Jahren
oder dem Bang your Head in seinen Anfangstagen.
Was
bedeutet das alles nun für die Zukunft? Der Spaß ist zweifelsfrei nach wie vor
vorhanden, sowohl bei den Bands, als auch bei Plattenfirmen, Veranstaltern und
vor allem bei den Fans. Um dies festzustellen bedarf es nicht
viel. An Innovation mag es fehlen. Betrachtet man die Situation jedoch
aus einem anderen Blickwinkel kann man genauso gut feststellen, daß es gut ist,
wie es ist. Das Rad kann und muß nicht immer wieder aufs neue erfunden werden.
Trotzdem nutzen wir es heute mehr denn je, zwar nicht mehr in der ursprünglichen
Form, aber die Grundidee ist noch immer die gleiche.
Metal
muß in erster Linie Freude machen und den Geist und die Idee die dahintersteckt
weitertragen. Ob man sich nun eine der unzähligen Perlen aus den 80ern zu
Hause auflegt oder die neueste Motörhead-Platte ist dabei letztlich egal.
Blicken wir also positiv in die Zukunft, denn dazu haben wir nach wie vor allen
Grund.
(Dennis, 26.12.2002)
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