Eisregen - Hexenhaus - 10 Jahre Tod aus Thüringen |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Black/Gothic Metal |
Label | Massacre Records |
Rezensent |
Sascha |
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Kein leichter Quest... wie schreibe ich als Gegner des Spaß-Metal ein objektives Eisregen Review? Ich werde mir redlich Mühe geben, das Geburtstagsgeschenk zum zehnjährigen Bestehen von Eisregen aus der Sicht des langjährigen Fans zu schreiben. Ein Kommentar aus der Sicht des traditionellen, humorlosen Metallers werde ich mir aber trotzdem nicht verkneifen.
Die Kapelle ist also gebucht, das Buffet gedeckt, was steht denn auf der Speisekarte? Der Tanzflächen-Burner "Elektro-Hexe" in zwei Versionen, zwei Neuaufnahmen älterer Songs, eine Cover-Version des Klassikers "Lilli Marleen", garniert mit drei weiteren, neuen Titeln. Gar nicht knauserig, für eine EP. Dazu kommt eine DVD, deren Nährwert jedoch dahingestellt ist, denn die Dokumentation zum Videoclip "Elektro-Hexe", die kurzen Live-Ausschnitte und das gebotene Interview, dürften auch für Fans keinen gesteigerten Langzeitwert haben. Ein kompletter Konzertmitschnitt hätte sicher besser geschmeckt und häufiger wiedergekäut werden können.
Also halte ich mich nicht lange auf und komme schnurstracks zu den neuen Songs, die wirklich sehr gut ausgefallen sind. Sowohl "Kaltwassergrab" und "Westwärts" sind starke Eisregen Titel mit gewohnt bissigen, respektlosen Texten, bieten Härte und Melancholie und wissen durch ihre Melodik zu gefallen. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte "Elektro-Hexe" nicht mehrfach rauf und runter laufen lassen. Ist man in der richtigen Stimmung, animiert der Track einfach zum sinnlosen Headbangen und Mitsingen. Bei meinem letzten Besuch in Thüringen habe ich gar nicht darauf geachtet, ob die ansässigen Souvenirshops auch ferngesteuerte Hexen im Angebot hatten...nächstes Mal! In ruhigen Stunden kann man auch zu "Westwärts" in melancholische Nachdenklichkeit verfallen und auch der Text bietet viel Raum für eine Gedankenreise. Der Text des Songs ist smart, ein Attribut das sich "1000 tote Nutten" nicht auf die Fahnen schreiben kann. Das kann mir, als altem Knopp, auch der Schockfaktor nicht versüßen. Die abschließende Elektronik-Variante des Openers "Die wahre Elektro-Hexe" fällt in einem Metal-Magazin allerdings durch die Wertung; witzig... klar, aber Geld wert? Der musikalische Sinn des Mitschunkel-Titels "Lilli Marleen" ist ebenfalls nicht leicht zu erkennen. In betrunkenem Zustand kann der Song aber sicher so manche Metal-Party bereichern. Aufgrund des Umfanges des Jubiläums-Packages sollten Fans der Band auf jeden Fall zugreifen, denn wie angesprochen zählen die neuen Titel mit zum besten was die Band aufzubieten hat.
Die Produktion ist übrigens ausreichend heavy und dennoch rau im Klang, der letzte Kick hat mir persönlich aber gefehlt. Das Cover-Design ist für meinen Geschmack nicht sonderlich geglückt und versprüht ein charmantes Farbkopierer-Flair.
Und nun zum angedrohten Kommentar:
Für Metal-Freunde, die nicht unbedingt Eisregen-Fanatiker sind, wird simples Power-Riffing geboten und insbesondere ein gähnend langweiliges Schlagzeugspiel. Heavy-Metal und Black-Metal Gitarre orientieren sich an gängigen Mustern und lassen nicht sonderlich aufhorchen, ohne Gesang wäre das Gebotene nur eine Diät-Speise. Dazu wechseln sich Falco und der Waldschrat am Mikrofon ab und intonieren Melodien, die nur ein Ziel haben: Eingängigkeit. Wenn ihr auch mal ein Ohr im Gothic-Bereich riskieren wollt, bzw. zu den aufgeschlosseneren Metallern zählt, so gibt es mit The Vision Bleak und sogar dem eigenen Seitenprojekt Ewigheim interessantere Outputs, denen ihr euer Erspartes widmen könnt. Und nun hör' ich noch einmal die "Elektro-Hexe"...
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