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Sòlstafir - Masterpiece Of Bitterness
Metalspheres Info-Box

Genre

Pagan Rock Metal

Label

Spikefarm Records

Rezensent

Sascha

Wie lange musste die Metal-Welt nun schon auf diese Veröffentlichung warten! Der Fall Sòlstafir zeigt, dass es leider immer noch musikalisch talentierte Bands gibt, denen nicht die verdiente Aufmerksamkeit zuteil wird, während auf der anderen Seite gewaltig viele Nichtskönner gehyped werden was das Zeug hält. Vom Glück waren Sòlstafir wahrlich bisher nicht verfolgt, denn der Durchbruch hätte bereits im Jahr 2002 mit dem Album "Í Blóði og Anda" gelingen können, hätte sich nicht das damalige Label Ars Metalli in Luft aufgelöst und die Band somit ohne Promotion im Regen stehen lassen. Das Album war zudem wenige Monate nach dem Release kaum noch zu erwerben. Die Band ließ sich jedoch nicht beirren und veröffentlichte weiter Demo- und Promo-Material, bis das finnische Feinschmecker-Label Spikefarm aufmerksam wurde und einen Vertrag mit den Isländern abschloß.

Nun bleiben uns nur zwei Dinge übrig: Spikefarm Records auf Knien danken und dieses über 70-minütige epische Monumentalwerk kaufen, vor allem wenn ihr wie ich Enslaved in der Monumension-Phase oder Primordial schätzt, denn wie eine Kreuzung aus diesen Bands klingen Sòlstafir, garnieren ihren Sound mit diversen psychedelischen Elementen des 70er Progressiv-Rock und erzeugen damit einen Mix, der so geschickt und zielsicher auf der Klaviatur der Emotionen spielt, dass jedem Fan des melancholischen, heidnischen Metal warm ums Herz werden muss. Meisterhaft verschmelzen verschiedenste Stimmungen und lassen die isländische Natur spürbar werden. Einmal klingen Sòlstafir ruhig und sanft wie ein eisiger, sich endlos erstreckender Gletscher, dann wieder eruptiv und feurig wie ein Vulkan. Teils minutenlange, ruhige Zwischenspiele wie im ausufernden Opener "I Myself the Visionary Head" geraten zum psychedelischen Drogentrip, der die Grenze zum simplen Musikhören verschwimmen lässt.

Die Erfahrung der seit über zehn Jahren zusammen spielenden Band ist deutlich hörbar, denn alles sitzt und passt. Da gibt es sich im Ohr festsetzende, hymnische Melodien, ruhige sphärische Momente oder hasserfüllte Kälte. Jeder Song bietet für sich genügend Stoff zur ausgedehnten Entdeckungsreise und über allem thront der kraftvolle, verzweifelte Gesang von Aðalbjörn Tryggvason, der einige mitreißende Gesangslinien komponiert hat. Die Songs sind gerade so eingängig, dass sie erst nach dem dritten Hören zünden und auf diese Weise nicht schnell langweilig werden, allerdings auch nicht so vertrackt, dass sie nicht rocken würden.
Die Black-Metal Elemente wurden im Vergleich zum Vorgänger etwas zurückgenommen, was der Individualität des Albums allerdings sehr zuträglich ist. Ein Album für zwischendurch ist es aber in der Tat nicht geworden, dieses "Masterpiece of Bitterness", vielmehr erinnert es an Primordials oder Moonsorrows letzte Werke, was die Stimmung und die Intention betrifft. Man sollte sich dem Album daher am Stück hingeben um dessen Tiefgründigkeit zu erfahren. Dieses Paradestück des Pagan-Metal wird im kommenden Jahr schwer zu überbieten sein.

Lasst Sòlstafir im Januar nicht an euch vorbeiziehen, sie haben eure Aufmerksamkeit mehr als verdient. Diese Veröffentlichung bietet euch etwas, das mit Geld eigentlich nicht aufzuwiegen ist; sie entführt euch siebzig Minuten lang aus eurer stinkenden, lauten Großstadt in eine Welt der unberührten Natur und der großen Gefühle und wer von uns wünscht sich nicht oftmals dorthin?



   
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