Nach fast dreij�hriger Abstinenz sind Nevermore mal wieder mit ganz gro�em Ger�t aufgefahren. Das neue Brett nennt sich "Enemies of Reality" und wird von Einfl�ssen der Vorg�ngeralben deutlich gekennzeichnet. Trotzdem hat man das Gef�hl, etwas vollkommen Neues vor sich zu haben.
Der Opener "Enemies of Reality" beginnt mit einem drei�igsek�ndigen Intro, geht in ein Trommelgewitter von Schlagzeuger Van Williams �ber und steigt in den krachend-paranoiden Hauptteil ein. Warrel Danes aggressive Stimme pr�gt den weiteren Verlauf des Tracks. Immer wieder zaubert der Gitarrenhexer Jeff Loomis kleine Ausrei�er in die Strophen, der Refrain besticht durch eine noch wochenlang im Kopf bleibende Melodie.
Der n�chste Song "Ambivalent" f�hrt gleich auf der harten Schiene weiter und besitzt ebenfalls einen gro�artigen Refrain. Man merkt deutlich die Spr�nge in den Death-Metal Bereich. "Never Purify" beginnt als einziges Lied der Scheibe mit dem Chorus, welcher zu tiefst mitrei�end ist. Die markante Stimme erf�hrt eine dramatische Steigerung, die vollkommen mit den anderen Instrumenten aufgeht. Wahrlich ein Erlebnis auf diesem Meisterwerk. Danach kommt die einzige "Voll-Ballade" namens "Tomorrow Turned Into Yesterday". Die r�tselhafte und langsame Melodie zieht den H�rer g�nzlich in ihren Bann, untermalt von den gepressten Vocals. Die Salven der Drummaschine Williams l�uten den epischen, wohl besten Refrain der Scheibe ein. Mein pers�nlicher Favorit.
"I, Voyager" beginnt mit einem h�mmernden Gitarrenriff, gepaart mit exzellenter Schlagzeugarbeit, ein weiteres Kunstwerk. "Create The Infinite" schl�gt ein wie ein Hammer, �hnlich wie das DHIADW-St�ck "Inside Four Walls". Das psychotische Z�hlen l�sst einem einen Schauer �ber den R�cken laufen, einfach eine Killermelodie. "Who Decides" kann nicht ohne weiteres beschrieben werden. Es wird mal wieder durch Death-Metal beeinflu�te Gitarren- und Drumarbeit aus den Boxen gepresst, gefolgt von einem harmonischen Soloteil. Anschlie�end entpuppt sich "Who Decides" zu einer Ballade, die sich gewaschen hat. Warrels Stimme t�nt leidenschaftlich zu den Akustikgitarren, es haftet sich im Kopf fest! Selten h�rt man solch ein fabul�ses Zusammenspiel von brettharten Riffs und schwebenden Melodien. Man k�nnte meinen, es sei der Vorg�nger zu "Insignificant", welcher zu Dreaming Neon Black-Zeiten geschrieben worden w�re. "Noumenon" ist ein Ausritt in den psychischen Abgrund der Band. Ein Jam von vier paranoiden Kerlen, welcher mit einem Loomis'schen Shred-Solo endet. "Seed Awakening" schlie�lich beinhaltet das h�rteste Riff der Platte und kommt somit genau richtig, um solch ein perfektes Album zu beenden.
"Enemies of Reality" beweist abermals, warum Nevermore die Virtuosen ihres Bereiches sind. Oft wurde die Frage gestellt, ob "Dead Heart in a Dead World" jemals zu toppen sei. Ich sage: Nein. EoR ist ihm ebenb�rtig, aber nicht besser. Denn ein kleines Manko hat die Scheibe: Der Sound des ganzen Albums ist nicht so klar wie auf dem letzen Brett der vier aus Seattle. Dies mag am Zeitmangel oder dem begrenzten Budget liegen. Weiterhin konnte f�r "Enemies of Reality" Andy Sneap leider nicht mehr als Producer an Land gezogen werden, seinen Job �bernahm Kelly Gray. Nevermore hatten unter Century Media einfach nie die M�glichkeit, vollkommen aufzugehen, und zudem das Problem, da� sie noch an den alten vier-Alben-Vertrag gebunden waren. Wie gut, dass nun ein neuer Vertrag ansteht und f�r das n�chste Album ein anderer Producer in den Startl�chern sitzt. Ein weiterer Wermutstropfen ist die Spieldauer von 41 Minuten, die bei "Enemies of Reality" f�r meinen Geschmack einfach zu kurz ausgefallen ist.
Letztendlich ist der Nachfolger von DHIADW jedoch ein ebenb�rtiger Mitstreiter, der noch immer alle anderen Genrekollegen in ihre Grenzen verweist.
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