Ataraxie - Slow Transcending Agony |
|
Metalspheres Info-Box |
Genre |
Death Doom Metal |
Label | Weird Truth Productions |
Rezensent |
Doomson |
|
Vor Kurzem hatte ich das Vergn�gen, die vier Franzosen von Ataraxie im Rahmen eines vierst�ndigen Abends in Haarlem zusammen mit Wormfood, In Age And Sadness und Officium Triste live zu erleben, und aus gutem Grund habe ich mir gleich nach ihrem Auftritt das Debutalbum "Slow Transcending Agony" am Merchandise-Stand gesichert. Denn wenn man ehrlich ist, hat die relativ junge Band aus Rouen den Headlinern aus Rotterdam mit ihrer �beraus intensiven Performance die Show gestohlen. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass die St�cke auch in aufgenommener Fassung auf dem Album ihre Wirkung entfalten k�nnen ? wenn auch nicht ganz so effektiv wie live, da die Bandmitglieder das vertonte Leid sehr eindrucksvoll und authentisch auf die B�hne transferieren konnten.
Im Grunde genommen hat man so ziemlich alles, was dieses Album zu bieten hat, schon das eine oder andere Mal geh�rt, denn Ataraxie spielen klassischen Death Doom der alten Schule ohne viele Innovationen und Experimente. Dies machen sie jedoch auf so unversch�mt gute, ausgefeilte und mitrei�ende Art, dass sie den Gr��en des Genres in nichts nachstehen. Im Gegenteil ? f�r mich haben sie mit "Slow Transcending Agony" das geschafft, was Mourning Beloveth mit ihrem letzten Longplayer "A Murderous Circus" nicht mehr ganz so sehr wie fr�her gelungen ist: Sie erzeugen mit einfachen Mitteln und ganz ohne Keyboards eine unheimlich d�stere Atmosph�re und transportieren Unmengen an negativen Emotionen in ihrer Musik.
Dabei kommen Ataraxie sogar noch g�nzlich ohne klaren Gesang aus. Wie im Genre �blich, greift S�nger und Bassist Jonathan vorrangig auf kraftvolle, tiefe Growls zur�ck. Hin und wieder jedoch scheut er sich auch nicht davor, die Stimme zu einem zerm�rbenden Kreischen anzuheben. Dies wird sparsam und sehr effektiv eingesetzt und macht die St�cke noch bewegender. Hinzu kommt, dass die Vocals an zwei Stellen auf dem Album in ein geradezu heulendes, gequ�ltes Geschrei ausarten, welches die Verzweiflung zu einem Gipfel gelangen l�sst und mir jedes Mal wieder eine eiskalte G�nsehaut �ber den ganzen K�rper jagt. Auf der B�hne waren dies die Momente, wo mir nur noch die Kinnlade heruntergeklappt ist und ich wie gebannt die Musiker angestarrt habe. Eine derartige Stimme habe ich bislang noch nirgends geh�rt, und sie steht dem Sound der Band ausgezeichnet!
Ataraxie haben insgesamt zu einem stimmigen eigenen Sound gefunden, der sich stets im Rahmen der klar gesteckten Genregrenzen bewegt und dennoch eine eigene Identit�t besitzt. D�stere, kraftvolle Riffs in tiefer Tonlage gehen regelm��ig in wundersch�ne Gitarrenharmonien �ber, wie man sie von My Dying Bride oder Mourning Beloveth kennt; die erzeugten Melodien sind dabei jedoch klar als Ataraxie zu erkennen.
Bei dem momentan vorherrschendden Purismus im Doom-Bereich und der Flut an immer extremeren Funeral Doom-Bands ist es erfrischend, dass Ataraxie nicht davor zur�ckschrecken, sich an alte Tugenden zu erinnern und an mancher Stelle das Tempo doch einmal geh�rig anzuziehen. Nicht umsonst nennen sie Morbid Angel als einen ihrer Einfl�sse, und sp�testens der brachiale Death Metal-Ausbruch am Anfang des letzten St�cks "Another Day Of Despondency" l�sst diese Seite der Band deutlich durchscheinen. Und auch dieses Stilelement beherrschen die Franzosen perfekt und es klingt niemals erzwungen oder unpassend. Im Gegenteil, es ist eine erfreuliche Auflockerung des Gesamtsounds. Zumal am Ende des besagten Songs Jonathan zu einem Geschwindigkeitsausbruch noch einmal seine Stimme zu H�chstleistungen bringt und den Abschluss des Albums somit zu einem emotionalen H�hepunkt werden l�sst. Ich betone, dass es �beraus selten ist, dass ich bei derart schnellen Passagen eine G�nsehaut bekomme!
Auf musikalischer Seite gibt es auf diesem Album also nichts zu bem�ngeln. Keine Note erscheint �berfl�ssig; die Kompositionen machen einen sehr gut ausgearbeiteten und dynamischen Eindruck und gehen f�r Genreverh�ltnisse sogar ungew�hnlich schnell ins Ohr. Melodieverl�ufe und �berg�nge gestalten sich durchweg mitrei�end und lassen so zu keinem Zeitpunkt Langeweile aufkommen. Auch die Arbeit an den Instrumenten ist mehr als solide. Bass und Schlagzeug halten sich typischerweise eher zur�ck, unterst�tzen die Musik jedoch sehr effektiv. Die Gitarren werden im �brigen auch gelegentlich unverzerrt f�r kurze ruhige Breaks genutzt, �hnlich wie sie auch auf dem letzten Mourning Beloveth Album verst�rkt zum Einsatz kommen.
Einzig an der Qualit�t der Texte und an der englischen Aussprache des S�ngers k�nnte man Kritik �ben. Inhaltlich k�nnten die Lieder nicht typischer ausfallen ? Themen wie Verlust und Todessehnsucht werden auf lyrisch eher wenig anspruchsvolle Weise behandelt, sodass der Verdacht aufkommt, dass die Texte eher Mittel zum Zweck sind. Ich pers�nlich finde das etwas schade, da die Emotionalit�t der Musik einen sehr authentischen Eindruck macht.
Doch da es ansonsten vom sechsmin�tigen, vorankriechenden Intro "Step Into The Gloom" bis zum finalen Ausbruch, sprich von der ersten bis zur letzten Minute nichts zu bem�ngeln gibt, kann man �ber dieses kleine Manko guten Gewissens hinwegsehen, wie man es auch schon bei Bands wie Shape Of Despair konnte. Zumal man der Band zugute halten muss, dass sie mit den gelegentlich eingeflochtenen franz�sischen Textpassagen f�r eine gewisse angenehme Auflockerung sorgt.
Fazit: "Slow Transcending Agony" ist eines der besten Death Doom-Alben, die ich seit l�ngerer Zeit geh�rt habe, und f�r jeden Fan des Genres ohne Einschr�nkung zu empfehlen. Au�erdem sollte sich niemand die Gelegenheit entgehen lassen, diese Jungs einmal live zu erleben!
|
|
|