Ljå - Til Avsky For Livet |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Black Metal |
Label | Aftermath Music |
Rezensent |
Martin |
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Norwegen war in Sachen Black Metal mal groß, wie wir alle wissen. Ganz groß sogar. Einfach gesagt schlichtweg das Land schlechthin für hasserfüllte, rohe Musik. Inzwischen hat die Veröffentlichungswelle an Alben jenes Musikstils dort oben aber längst deutlich abgenommen. Qualitativ sowie auch quantitativ. Altmeister wie Emperor oder Immortal sind nicht mehr aktiv und Bands der Marke Darkthrone und Mayhem beispielsweise beschreiten teils völlig neue Wege. Die norwegischen Mannen von Ljå ? was soviel bedeutet wie Sense - zeigen aber, dass aus dem Land der Fjorde und endlosen Wälder auch weiterhin sehr guter Black Metal kommen kann. Die Mitglieder sind allesamt schon seit den frühen Neunzigern aktiv, was sich letztendlich und glücklicherweise auch in der Musik widerspiegelt. Denn Ljå klingen so, wie norwegischer Black Metal zuletzt selten geklungen hat ? nämlich ungeschliffen, hasserfüllt und weit entfernt von irgendwelchen Trends. Wie es sich gehört ist die Aufmachung der Veröffentlichung, ähnlich wie die Musik, eher minimalistisch ausgefallen. So zieren das schwarz-weiße Coverartwork lediglich ein paar Totenköpfe sowie das Bandlogo und der Albumtitel.
Nachdem ich mir vor dem ersten Durchlauf noch kaum große Hoffnung auf ein mitreißendes Album machte, war ich nach selbigem dann doch wider Erwarten geplättet. Der Sound erinnert stark an alte Genregrößen und auch die eher minimalistische Spielweise vermag aufgrund des atmosphärischen Potenzials zu verzaubern. Denn trotz der überwiegend rasenden Abschnitte werden auch immer wieder richtige Ohrwurmmelodien aus dem Hut gezaubert, die bei mir bisweilen konsequent Gänsehaut verursachen. Die Melodien decken von mysteriös über wehmütig bis hin zu abgrundtief böse einfach alle Attribute ab. Besonders hervorzuheben sind hierbei eigentlich drei Stücke, die sich besonders tief ins kalte Fleisch wetzen. "Et Barn Er Dødt I Betlehem" beginnt mit einem kurzen Drumsolo und geht dann sofort in einen groovenden old-school Part über. Die sehr geilen Riffs blitzen dabei immer wieder mit schönen Melodien durch das stampfende Geschehen hindurch. Kurz darauf wird auch mal mit klarem Gesang geglänzt, der sich klasse einfügt. Aber keine Angst, ihr schwarzen Seelen dort draußen, das wird die einzige Passage dieser Art bleiben. Daraufhin gewinnt das Lied etwas an Tempo und glänzt mit geiler Gitarrenarbeit und schnellem, alles niedermetzelndem Schlagzeugspiel. Gegen Ende wird es dann ungewohnt melodisch. Vor allem in solchen Abschnitten glänzt das Quintett mit viel Gefühl und Einfallsreichtum, ohne dabei den zweifellos hohen Trueness-Faktor zu verlieren, hehe. Der zweite Geniestreich hört auf den Namen "Tilgi Dem Aldri" und ist etwas geradliniger gestrickt als sein mindestens genauso umwerfender Vorgänger. Zuerst einmal wird standesgemäß auf hohem Niveau losgeknüppelt. Wieder überzeugt die Gitarrenarbeit hier mit herrlichen Melodieläufen. Im Mittelteil wird es dann kurzzeitig richtig melancholisch und ergreifend, bis kurz darauf wieder wutentbrannt losgeprügelt wird. Die beiden beschriebenen Songs glänzen mit einer Spiellänge von jeweils mehr als sechs Minuten. Dadurch bleibt also genug Zeit, um sich in der düsteren Klangwelt, die Ljå erschaffen haben, zu verlieren. Der dritte besonders herausragende Track ist ein über dreiminütiges Instrumental namens "Svart", welches durchgehend melancholisch und eher traurig gehalten wurde. Einfach wahnsinnig schön! Die restlichen Titel, auf die ich nicht speziell eingegangen bin, sind ebenfalls grandiose Stücke, die nur darauf warten, an eurem Trommelfell zu schaben.
Die Schlussbemerkung könnte ich mir aufgrund der Lobpreisungen eigentlich sparen. Denn inzwischen sollte eigentlich jedem klar geworden sein, dass es sich bei "Til Avsky For Livet" um ein überdurchschnittliches Black Metal Album handelt, welches jeder Genrefan sein Eigen nennen sollte.
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