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Orplid - Sterbender Satyr
Metalspheres Info-Box

Genre

Neo Folk / Vertonte Dichtung

Label

Auerbach Tonträger

Rezensent

Volker

Bedauerlicherweise kenne ich keine der bisherigen Veröffentlichungen von Uwe Nolte und Frank Machau aka Orplid, so dass ich die im Begleittext zur Promo-CD beschriebe Wandlung vom akustischen Neo Folk hin zu einem weiteren stilistischen Spektrum nicht näher kommentieren kann. Außer Frage steht aber, dass "Sterbender Satyr" zum zehnjährigen Bestehen von Orplid eine eigensinnige lyrische und musikalische Reise darstellt, der mit einem starren Genrebegriff nicht entsprochen werden kann. Neben Gedichten anderer deutscher Autoren werden in erster Linie die anspruchsvollen wie eigenwilligen Texte von Uwe Nolte in tendeziell minimalistischen und doch jeweils individuellen musikalischen Gewändern vertont. Die Akustikgitarre steht dabei mitunter im Mittelpunkt (etwa "Auf deine Lider senk ich Schlummer", ein eher klassiches Neo Folk Stück), doch dezente Elektronik scheint beachtlich an Bedeutung zu gewinnen und wird häufig von sachter Percussion begleitet. "Sterbender Satyr" klingt sehr bedacht, teils kühl und weiss doch auf eine subtile Art zu fesseln, was in besonderer Weise für das abschliessende Titelstück sowie für das herausstechende "Amils Abendgebet" gilt. Die Soundkulisse versprüht ein auf das Wesentliche reduziertes Industrial-Flair, zu dem die melancholisch-erhabene Grundstimmung keinen Widerspruch darstellt. Dies spricht für ein hohes Maß an Kreativität, welches auch in "Die Seherin" (im Original ein Gedicht von Oda Schaefer) hörbar zu Tage tritt. Die hier in Erscheinung tretende Gastsängerin Sandra Fink stellt den Hörer allerdings vor eine exzentrische Herausforderung. Auch Uwe Noltes elegischer, oft eher gesprochener Gesang klingt außergewöhnlich, aber viel harmonischer und zieht nach einigen Durchläufen mehr und mehr in den Bann. Diese Hördurchgänge sind auch für den wirklichen Genuss des gesamten Albums anzuraten, denn "Sterbender Satyr" ist nicht schnell zu erfassen und viele Feinheiten offenbaren sich erst mit der Zeit. Auch die naturmystische Lyrik möchte entdeckt werden und lässt sich gut im sphärischen wie unkoventionellen "Gesang der Quellnymphe" kennen lernen. Doch selbst mit einem kleinen "Hit" wird noch aufgewartet. Das melancholische Wave-Stück "Sang am Abend" könnte als introvertierte Version von Wolfsheim durchgehen und ziert sich mit dezentem Pop-Charme, von dem der Rest des Albums weit, weit entfernt ist. Es ist wohl dieses geschickte, leise Spiel mit Kontrasten, welches "Sterbender Satyr" zusätzlich interessant macht und fern von jeder Vorhersehbarkeit hält. Orplid ist ein Album gelungen, aus dem jeder, der sich darauf einlassen möchte, immer wieder aufs neue Faszination ziehen kann.



   
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