Kampfar - Kvass |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Norse Pagan Folklore Metal |
Label | Napalm Records |
Rezensent |
Sascha |
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Endlich wieder Kampfar! Sieben lange Jahre liegen zwischen "Fra Underverden" und "Kvass" und inzwischen sind die Norweger zu einer vierk�pfigen Band herangewachsen. Mit Zittern in den Fingern entfernte ich die Folie um den Tontr�ger, denn ich war doch sehr gespannt, wie Kampfar nach all diesen Jahren klingen w�rden.
Sofort nach dem ersten Titel "Lyktemenn", der sich bedrohlich nach vorne walzt und dabei mit unheilvollen Melodien und Schreien eine d�stere Stimmung hervorruft, ist klar, dass Kampfar hundertprozentig ihrer Linie treu geblieben sind. Zwischen Myriaden gesichtsloser BM-Bands, die bei all dem Streben nach dem provokantesten Image oder dem schnellsten Blastbeat irgendwie vergessen zu haben scheinen, wie man emotional bewegende, ehrliche Musik macht, erscheinen Kampfar wie ein Fels in der Brandung. Einfl�sse aus der nordischen Folklore nicht nur auf ihre Musik aufzukleben, sondern nahtlos in ihr Gitarrenspiel zu integrieren, ist ein Ziel welches Dolk, der charismatische S�nger der Band, in Interviews oft betont. Auf "Kvass" sind sie auf jeden Fall weiterhin auf dem richtigen Weg. Der ureigene Kampfar Stil, einen Song auf zwei, maximal drei Riffs aufzubauen, und diese dann auf einem Beat mittleren Tempos zu variieren und auszubauen, ist sofort pr�sent. In den Lyrics werden wieder einmal interessante Themen aus norwegischer Fr�hgeschichte, Folklore und Sagenwelt behandelt, wobei man sich auf die d�steren Geschichten konzentriert. Hektik kennen die Norweger immer noch �berhaupt nicht und Kampfars Songs d�rfen sich alle Zeit der Welt zur Entfaltung nehmen. So braucht man keine Angst zu haben, dass ein geniales Riff nach 3 Minuten schon wieder vorbei sein k�nnte.
"Kvass" ist allerdings wesentlich direkter und packender aufgebaut als seine Vorg�nger, b�se Zungen w�rden behaupten, die Songs sind geradezu "catchy" geworden. Eing�ngig waren Kampfar sicherlich schon immer, doch Dolks Gesangslinien sind dieses Mal das Sahneh�ubchen auf den gewohnt melodisch-melancholischen Riffs. Dolk ist einer der wenigen S�nger die noch richtig mit Herzblut dabei sind und er schreit sich hier wirklich mit Enthusiasmus die Seele aus dem Leib. Dabei bleibt seine Stimme stets variabel und auch den "Lichtgeistern" im ersten Track vermag er effektvoll eine visuelle Stofflichkeit zu verleihen. Seine Phrasierungen gehen auf "Kvass" einfach sofort ins Blut und ein Titel wie "Ravenheart" ist nat�rlich ein gottgleicher Hammer, der einfach nur t�tet, da gibt es �berhaupt keine andere M�glichkeit, das zu beschreiben. Der Song wird sicher nach "Norse" die n�chste Bandhymne werden, das ist schon einmal sicher. Auch "Hat Og Avind" und "Gaman Av Dr�mmer" erklingen �hnlich schmissig und in zwingenden Rythmen aus den Lautsprechern. "Lyktemenn" und "Til Siste Mann", die bedrohlicheren, hasserf�llteren St�cke auf "Kvass", sind beide auf d�steren Mid-Tempo Grooves aufgebaut und leben gleicherma�en von den Gitarrenmelodien, als auch den wiederum gelungenen Phrasierungen. Wenn Dolk "Krig Og D�d, Strid Og Hat!" schreit, dann ist man emotional tot, wenn man da nicht die Faust sofort in die Luft hebt und die Textzeilen zusammen mit ihm intoniert. "Til Siste Menn" wird mit einem hymnenhaften, vom Piano begleiteten Riff beendet, wobei das Klavier eines der diesmal nur sp�rlich eingesetzen "Fremd"-Instrumente darstellt.
Womit ich die �berleitung zum einzigen Kritikpunkt an Kampfars neuer Platte gefunden h�tte. Kampfar beschr�nkten sich beim Songwriting dieses Mal auf das Wesentliche. "Mellom Skogledde Aaser" war vielleicht ein wenig ungest�m, aber auf "Fra Underverden" hat mir die Mischung aus eing�ngigen Riffs und kleineren Klangexpermienten mit H�rnern, Bl�sern, Akustikgitarre oder Didgeridoo schon sehr gut gefallen und es gab immer wieder neue Details zu entdecken. Diese haben auf dem neuen Album keinen Platz gefunden. Auch der Bass scheint mir weniger verspielt zu sein als in der Vergangenheit. So k�nnten einige H�rer den neuen Kampfar Titeln vielleicht ein geringeres Ma� an Langlebigkeit unterstellen. Allerdings rotiert "Kvass" bei mir seit zwei Wochen t�glich und ich kann noch keine Abnutzungserscheinungen feststellen. Im Gegenteil, die mitrei�ende und authentische Art, in der Kampfar ihre fast schon altmodisch anmutenden Hymnen vortragen, kann in mir jedes Mal aufs Neue eine melancholische Stimmung erzeugen und ruft Bilder von eisigen Landschaften oder trolligen Kittelsen-Bildern in meinen Geist.
Das ganze Album ist wie man so sch�n sagt "aus einem Guss" und die Norweger verk�rpern die einstige Seele des BM wie nur noch wenige Vertreter ihrer Zunft. Die Verbindung von Hass, Sch�nheit und dunkler Romantik gelingt nur wenigen Bands so wie dieser Horde. Da kann man nur hoffen, dass Kampfar die Muse noch lange erhalten bleibt.
Die Vinyl-Version von Kvass braucht man �brigens wirklich nicht. Sie ist ein Lizenzprodukt von Perverted Taste und das hei�t wieder einmal: Billigste Qualit�t und d�nnste Pappe. Da h�tte Kvass besseres verdient gehabt.
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