Draugsang - Seil På Skyggans Hav |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Norwegischer Blackmetal |
Label | Northern Silence |
Rezensent |
Sascha |
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Ha! "Sonderpreis aufgrund der nicht perfekten Klangqualität" schreiben Northern Silence in ihrem Shop. Mal ehrlich, 10 Euro Aufpreis müssten sie eigentlich für den geilen Klang nehmen, den Draugsang auf ihrem Werk fabrizieren. "Seil På Skyggans Hav" ist so ein herrliches Album, das sich für den Blackmetal-Anhänger richtig schön eignet, um sich vom "normalen" Metaller abzugrenzen. Denn ein Großteil der heutigen Hörerschaft dürfte sich fragen, warum man sich so etwas komisches ernsthaft anhört. Schon das Coverartwork lässt hoffen, vorne ein Kittelsen-Gemälde, hinten Bilder von Fjorden, alles klar? Für die Öffentlichkeit waren die drei Tracks aus unterschiedlichsten Schaffensphasen der Band eigentlich nie gedacht, die da irgendwie durch das Internet geisterten. Doch sie hatten so viel Potential, dass Northern Silence sie auf CD veröffentlichen wollten. Und darüber kann man nur froh sein. Der dumpfe, drucklose und verwaschene Sound klingt richtig schön nach altem Kassettenrecorder. Unter normalen Maßstäben rechtfertigt der Sound einen Verriss, hier ist er jedoch das Sahnehäubchen für den Blackmetal-Connaisseur. Epische Gitarrenwände verschmelzen hier mit sphärisch-mysteriösen Keyboardklängen, die ein sehr zurückhaltend präsentierter Drumcomputer hauptsächlich in gemäßigtem Tempo begleitet. Dazu die knurrig, knarzige Stimme und dann die Melodien! Traumhaft schöne Melodien begeistern den Hörer und entfalten eine alles durchdringende Magie. Ohne den extremen Troll-Gesang dürfte Draugsangs Musik eigentlich fast gar nicht als Metal im eigentlichen Sinne durchgehen, denn die Grundstimmung ist nicht Brutalität, Geschwindigkeit oder Power, sondern Melancholie und Verträumtheit. Träume und Gedanken über wilde Natur, Trolle und Naturgeister entfalten sich im Kopf des Hörers und lassen den Geist aus der Realität entfliehen. Einen der Tracks hervorzuheben ist nicht möglich, denn sie sind alle drei hymnische Meisterwerke. Wen speziell der kauzige, unkonventionelle Norwegersound begeistert, den nur eine handvoll Metal-Hörer zu verstehen in der Lage sind, kommt um Draugsang nicht herum. Das kann eigentlich nur schlechter werden, denn Draugsang werden auf einer neueren Veröffentlichung sicher nicht mehr diesen "dunkler, böser Wald"-Sound benutzen wollen, sondern ein wenig mehr Budget zur Verfügung haben. Dennoch hoffe ich, dass man bald wieder etwas von dieser Band hört, denn was das Songwriting angeht, ist diese eine absolute Berreicherung für den Blackmetal. Und wenn man in Zukunft Eigenständigkeit buchstabieren möchte, dann folgendermaßen: "D-r-a-u-g-s-a-n-g"!
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