Narziss - Solange das Herz schlägt |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Metalcore |
Label | Alveran Records |
Rezensent |
Volker |
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"In der inflationär wachsenden Metalcore-Szene gibt es, wie sollte es auch anders sein, natürlich reichlich Bands, denen es an eigener Identität voll und ganz mangelt. Ein hervorragender Kontrapunkt dazu sind Narziss, die nicht zuletzt aufgrund der wirklich lesenswerten und komplett deutschsprachigen Texte auf sich aufmerksam machen. Und Narziss spielen im Gegensatz zu anderen Bands, bei denen das "Core" in der Stilbeschreibung eher zweifelhaft ist, auch tatsächlich eine gleichberechtigte Mischung aus Metal und Hardcore. Dabei gelingt es ihnen trotz einer durchaus rabiaten Vorgehensweise nicht in indifferentem Geknüppel zu versinken, sondern auch geschickt mit keineswegs trendbelastet klingenden emotionalen Momenten zu operieren."
Hach ja, jetzt ist es soweit. Ich fange an, mich selbst zu zitieren... Aber selten hat es sich so sehr angeboten, denn die obenstehenden Sätze stammen aus der Rezension zu "Neue Welt", dem letzten Album von Narziss aus dem Jahre 2004. und haben ? zum Glück ? keinen Funken an Wahrheit verloren. Einige Veränderungen sind bei den Thüringern schnell auszumachen, Rayk Sommer ist als zweiter Sänger nicht mehr dabei und überlasst Alexander Bartsch das Mikro alleine, des Weiteren ersetzt Steven Kretschmar den vorherigen Bassisten Robert Jende. Außerdem veröffentlicht man nun nicht mehr über Circulation Records, dem Label von Gitarrist Johannes Müller, sondern ist bei der Metalcore-Größe Alveran Records gelandet. Gleichwohl bleiben Narziss ihrem eingeschlagenen Weg treu ohne sich dabei etwa selbst zu kopieren, was das einleitende Zitat auch keinesfalls suggerieren soll. Ein höherer Anteil an klarem Gesang ist sicher auszumachen (vor allem in "Der Puppenspieler"), was nicht nach Anbiederung klingt, sondern die ansonsten gewohnt brutalen Vocals geschickt kontrastiert. Narziss spielen dabei unverändert METALcore, der vielleicht etwas thrashiger als zuletzt ausgefallen ist. Das ändert nichts am bedeutenden Melodieanteil, der noch zunehmender eigenständig wirkt und gezogene Parallelen zum schwedischen Melodic Death konstruiert klingen lassen würde.
Wer Narziss bislang nicht kennt, hört am besten mal "Verloren", welches am schnellsten verdeutlicht, dass die Band mühelos in Regionen erstklassiger und eigenständiger Metalcore-Glanzlichter wie Cataract und Heaven Shall Burn angesiedelt werden können und sollten. Man schafft es, ein Stück homogener und reifer als auf den Vorgängeralben zu klingen, ohne dabei diese Rauhe, Spontane und Erdige zu verlieren oder gar weniger Energie zu versprühen ? ein Spagat an dem schon viel zu viele Bands gescheitert sind.
Leider liegen mir die Texte des Album in der Promoversion nicht vor, aber sie sind wie gewohnt gut verständlich und daher besteht kein Zweifel, dass es sich um erwartet reflektierte und tiefgehende Gedanken handelt. Dabei sind auch Grenzbereiche wie die bittere Missbrauchs-Thematik von "Meine kleine Seele" kein Tabu und Narziss weit von jeder Effekthascherei oder billiger Provokation entfernt.
"Solange das Herz schlägt" ist ein kompaktes, weitgehend eingängiges und gleichzeitig differenziert klingendes Album, das mit häufigem Genuss weiter wächst. Narziss präsentieren sich damit einmal mehr als wohltuende Erscheinung im weiten Metalcore-Sektor, die fernab der grauen Masse heraussticht.
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