V.A. - Gottesgeißeln |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Black Metal |
Label | Umtrunk Records |
Rezensent |
Martin |
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Der "Gottesgeißeln" Sampler, welcher direkt vom noch eher unbekannten Label Umtrunk Records kommt, besteht durchgehend aus Black Metal in seinen unterschiedlichsten Formen. Sei dies ursprünglicher, heidnischer oder gar symphonischer Black Metal. Zudem stammen alle ? abgesehen von vier Ausnahmen - darauf enthaltenden Formationen aus dem heimischen Lande. Im folgenden Text habe ich mich mal etwas eingehender mit den einzelnen Bands beschäftigt.
Als erstes sind Taunusheim an der Reihe. Das Stück finde ich aus dem Grund etwas unglücklich gewählt, da es zur Hälfte aus einem Intro besteht. Zwar ist dieses sehr stimmig, die Vorführung des Instrumentalen dauert so aber leider nur rund zwei Minuten an. Dennoch weiß der Song auch insgesamt zu gefallen. Nach Beendigung des unterhaltsamen Intros geht es nämlich abwechselnd einerseits ziemlich schnell und rau zur Sache, andererseits wurden auch ruhigere Passagen eingebaut, sodass das Lied absolut ausgewogen und abwechslungsreich wirkt. Wie gesagt, rein zeitlich gesehen hätte es aber etwas mehr sein dürfen.
Schattendasein stehen als zweite Band auf dem Programm. Ein Lied kannte ich bereits im Vorfeld von einem anderen Sampler, welches mir gut gefiel. Auch dieses ist nicht schlecht, allerdings klingt der Drumcomputer einfach nur schrecklich. Jener ist ohne Probleme sofort herauszuhören und klingt absolut flach und alles andere als elanvoll. Von der Atmosphäre her gesehen ist es aber schon ganz in Ordnung, auch wenn mir der damalige Track, mit dem ich Schattendasein kennen lernte, weitaus mehr überzeugte.
Die folgenden Horncrowned, welche ausnahmsweise nicht aus Deutschland, sondern aus Kolumbien stammen, gefallen mir dann schon noch ein wenig besser. Höllischer Black Metal mit viel Tempo und fiesen Riffs. Zwar ist diese Form der Musik schon oft da gewesen, kann aber nichtsdestotrotz auch noch immer überzeugen. Entweder haben die Südamerikaner noch gar nichts von langsameren Passagen gehört, oder sie haben einfach keinen Bock drauf. Rein vom Tempo her gehört die Truppe jedenfalls zum schnellsten, was der Sampler zu bieten hat.
Mit Lunar Aurora als nächsten Interpreten haben wir sogar eine der dienstältesten Black Metal-Bands aus deutschen Landen an Bord, welche den meisten unter euch zumindest vom Namen her geläufig sein dürfte. Wie gewohnt erwartet uns mal wieder ein faszinierendes und beinahe überragendes Schwarzmetallstück der Rosenheimer. Das über zehnminütige Lied nennt sich im Übrigen "Grimm" und stammt von ihrem letzten Album. Wie so oft ist auch dieser Song absolut ausgebufft und überrascht den Hörer förmlich mit interessanten und unerwarteten Abschnitten. Abwechslungsreich, absolut packend und majestätisch ? all das trifft auf so einige Stücke der Deutschen in ihrer langen Karriere zu, genauso wie auch auf dieses. Einfach eine mächtige Band, die mit "Grimm" eines der besten Stücke beisteuerte.
Das fünfte Stück servieren uns Hands Of Fate, die zum Trotz aller bisherigen Formationen eher melodische Musik fabrizieren. Aber nicht nur dadurch fällt diese Band aus dem Rahmen, sondern auch deshalb, weil das Stück auf den ersten Blick eigentlich gar nicht so sehr nach Black Metal klingt. Es wird beispielsweise sowohl tiefer, als auch der typische Kreischgesang verwendet. Die Riffs könnten zum Teil auch einer melodischen Death Metal-Band entstammen. Letztendlich handelt es sich bei der Musik der Hammersbacher also eher um eine Mixtur aus beiden Genres, die aber dennoch sehr zu gefallen weiß. Vor allem die sehr schönen, träumerischen Gitarrenläufe im Mittelteil klingen einfach toll. Unterm Strich also eine ordentliche Vorstellung, die einem hier geboten wird.
Die bisher noch vertragslosen Gram stehen an sechster Stelle. Mit ihrem Song tragen auch sie dazu bei, dass der Sampler zu einem der Besseren seiner Sorte wird. Ein für Black Metal-Verhältnisse fast optimaler, zum Dahintreiben einladender Sound gepaart mit mitreißenden und ursprünglich klingenden Riffs, die den Hörer wahrlich verzaubern können, avancieren Gram neben Lunar Auora bis hierhin zu meinen persönlich Favoriten dieser Scheibe. Verwunderlich, dass das Duo bis dato noch keine Plattenfirma gefunden hat. Wenn nämlich auch das restliche Material von so toller Qualität ist, steht einem baldigen Deal wohl nichts mehr im Wege.
Nun sind Morgart an der Reihe. Wie Horncrowned kommen auch diese nicht aus Deutschland, allerdings aus der der Nähe, nämlich der Schweiz. Das Duo habe ich vor Längerem mal live gesehen, wo ich sie eher etwas lächerlich fand. Absolutes Posen auf der Bühne, keinen Drummer und live eher durchschnittlich tönende Musik ließ mich zu dem Urteil kommen, dass Morgart nichts Besonderes seien. Und in der Tat sind sie das nicht, gefallen mir auf Konserve aber wesentlich besser als auf der Bühne. Zwar bin ich kein Freund von monströs symphonischen und epischen Klänge, aber Morgart machen ihre Sache ganz gut und übertreiben nicht zu sehr. Schöne, zum träumen einladende Musik, die man sich gut mal anhören kann, ohne aber vor Gänsehautattacken in Ohnmacht zu fallen. Solider Job.
Epitaph Opera schlagen dann stilistisch in eine ähnliche Kerbe wie die Schweizer zuvor. Auch meine Einschätzung fällt ähnlich aus, auch wenn Epitaph Opera im Vergleich zu Morgart ein klein wenig abfallen, allerdings nicht allzu deutlich. Auch hier sind dominante Keyboards ein wichtiger Bestandteil der Musik, ohne aber zu sehr zu nerven. Für Black Metal-Puristen sicher nichts Merkenswertes, für Einsteiger oder Fans von epischer und gleichzeitig etwas härter Musik aber sicher empfehlenswert.
Animus liefern uns den neunten Streich und klingen endlich auch mal wieder etwas genretypischer, wenngleich auch dennoch ziemlich eingängig. Das Quartett versteht es, eine bizarre und beengende Atmosphäre aufzubauen, welche vor allem durch die gelungenen Gitarrenfahrten kreiert wird. Nach Lunar Aurora und Gram der dritte Titel, der mich besonders entzückt.
Die Schweizer Black Jade im Anschluss klingen klangtechnisch und spielerisch ähnlich wie Animus, nämlich eher etwas roher, zumindest erstmal. Plötzlich wird das Gehörte nämlich von einem Frauengesang unterbrochen, der nicht so hundertprozentig ins Bilde passt, aber ab dem Zeitpunkt trotzdem immer wieder zu Gehör gebracht wird. Das sorgt nicht nur für einen Bruch in der gefälligen Musik, sondern auch für verwirrte Gesichtszüge bei meiner Person. Schlecht klingt das ja nicht, was da geträllert wird, aber beides in Kombination wirkt meines Erachtens nach eher unpassend. Aber auch da wird es Leute geben, die daran Gefallen finden werden.
Das aus Mitgliedern von Verdunkeln und den dahingeschiedenen Nagelfar bestehende und inzwischen sehr beliebte Projekt namens Graupel, setzt uns mit "Ein Sterbelied auf Metall" das elfte Stück vor. Die inzwischen aufgekommene Euphorie um diese Band ist definitiv nicht als leere Versprechungen zu sehen, sondern hat mich auch längst bevor dieser Sampler meinen Briefkasten erreichte, gepackt. Dieses Lied (wie auch eigentlich ihr gesamtes Album) entwickelt soviel Kraft, Hass und Dunkelheit, in der man sich schnell mal verlieren kann. Ein weiteres packendes Highlight mehr auf dem Teil hier, also antesten!
Nun sind Darkest Hate Warfront an der Reihe, welche die vierte und letzte Ausnahme in Sachen Herkunft darstellen. Jene kommen nämlich, wie zuletzt ja gar nicht so wenige Black Metal-Horden, aus Brasilien. Nach sonnig fröhlichem Samba klingt dies aber selbstverständlich nicht. Ganz im Gegenteil, da die fünf nämlich richtig losbrettern. Für Tiefgang sorgt dieses tiefschwarze, fiese Gekloppe sicher nicht, aber für zufriedene Gesichter, sofern man denn auf eher traditionell getrimmten Black Metal steht.
Diskriminator als dreizehnter Streich setzen wie auch schon einige andere zuvor auf Keyboards, klingen aber anders als die beschriebenen symphonischen Bands. Die Riffs tönen teils sogar etwas thrashig, überwiegend aber schon standesgemäß. Ganz was anderes passiert aber im Bereich des Gesangs, neben dem Kreischgesang werden nämlich auch cleane, fast Pagan Metal-typische Vocals genutzt. Insgesamt wirkt das Präsentierte irgendwie merkwürdig, hat aber was. Wer eigenständigen Black Metal mit zusätzlich noch anderen Einflüssen sucht, ist mit den Mannen Diskriminator also definitiv an der richtigen Adresse. Abgefahrenes Gemisch?
Einen verdammt untergründigen Sound haben sich die Deutschen von Daemonheim zu Eigen gemacht. Total rau und hasserfüllt tönt der Titeltrack ihres bisher einzigen Albums. Sehr tiefgehender, mitreißender Black Metal, der sofort Lust auf mehr macht. Für Leute, die sich schon etwas länger dieser Musikrichtung zugehörig fühlen, ein ernsthafter Tipp meinerseits. Das fünfte herausragende Lied dieser Veröffentlichung.
Last but not least kommen Sadistik Impaler zum Zug. Ähnlich wie bei Gram findet man kaum Informationen über dieses Projekt im Weltnetz, was sich aber auch bei ihnen, wenn ich nach meinem hoffentlich halbwegs gesunden Menschenverstand gehe, sehr bald ändern sollte. Auch diese Formation setzt ihr Hauptaugenmerk eher auf Aggressivität und weniger auf großartigen Tiefgang. Ein wenig erinnert mich ihr Lied an die namhaften Norweger von 1349. Ihr seht also, an instrumentalem Können mangelt es den Herren nicht. Die Band hat definitiv Potenzial und sollte in naher Zukunft noch, vornehmlich sicher im Untergrund, von sich hören lassen. Zumindest wäre das zu hoffen?
Die CD bietet vor allem mit Lunar Aurora, Gram, Animus, Graupel und Daemonheim fünf Mal Black Metal der Extraklasse, aber auch das restliche Material braucht sich nicht zu verstecken. Die ein oder andere, mir vorher noch nicht bekannte Band, werde ich in Zukunft jedenfalls im Auge behalten. Wenn auch Ihr mal wieder nach neuem Futter sucht und nicht wisst, wo Ihr mit dem Suchen beginnen sollt, dann schnappt Euch doch einfach dieses dolle Stückchen hier.
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