boysetsfire - The Misery Index: Notes from the Plague Years |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Emocore |
Label | Burning Heart Records / SPV |
Rezensent |
Susanne |
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Fans der Emocore-Metaller um Frontmann Nathan Gray sollten sich diese Scheibe unbedingt sichern: Die Truppe aus dem US-Bundesstaat Delaware einigte sich Ende Juli 2006 darauf - auf dem H�hepunkt ihres Erfolges und nach mehreren Plattenfirmenwechseln - die Formation aufzul�sen.
Textlich bleiben boysetsfire ihrem unverwechselbaren Stil treu: Hier geht es nach wie vor auch um die Message, nicht nur um den rein instrumentellen Part. Mit sozialkritischen, sogar links-orientierten Texten (was viele Bands so meiden, wie der Teufel das Weihwasser...), schafften sie es, sich eine kleine Fangemeinde auf der ganzen Welt zu erspielen. Also, hier ist es angebracht, sich auch mal auf den Text zu konzentrieren.
Musiktechnisch orient man sich bei diesem Album nicht nur rein an hartem Rock und Emocore, wie auf den zwei Vorg�ngeralben, man wagt auch Ausfl�ge in andere Gefilde. "Notes from the Plague Years", so der Name des aktuellen Silberlings, schl�gt gekonnt die Br�cke zwischen Emocore und progressiven Rock, sowohl mit klassischen als auch - g�nzlich genrefremd - jazzigen Passagen. So sorgt das Album f�r stilistische Vielfalt. Die teilweise etwas poppig angehauchten Melodien sind mit Sicherheit nichts f�r reine Hardcore-Fans. Wobei Pop nicht unbedingt immer schlecht sein muss. Hier und da geschickt eingesetzt, verleiht es der Platte doch eine gewisse Abwechslung.
Keine schlechte Idee, mit "Walk Astray" zu beginnen. Mit seiner eindringlichen Stimme, was die Platte insgesamt stark aufwertet, sorgt Gray f�r G�nsehautfeeling. Gut untermalt durch den Einsatz der Akustikgitarre. Das Lied schl�gt einen sofort in seinen Bann und macht Lust auf mehr! Nachdem gef�hlvollen Einstieg schl�gt dann das Quintett mit voller Gewalt zu und rockt mit brachial drauf los. Wobei hier die tiefgr�ndige, animalische Ader des S�ngers gut zur Geltung kommt. Hier werden Emotionen heraufbeschw�rt! Mit diesem Song schafft die Band auf alle F�lle einen perfekten Einstieg in das gut 50-min�tige H�rerlebnis.
"Final Communiqu�" stellt die aktuelle amerikanische Regierung an den Pranger: hier wird mit aller Wut und instrumenteller Wucht gegen das Bush-Regime angeschrien. Bei "The Misery Index" kommt der f�r boysetsfire typische Stil wohl am besten zur Geltung: Ein tiefgr�ndiger Text �ber Sehns�chte, die das Leben nie erf�llt, immer in der Hoffnung auf die gro�e Begegnung. Harte Gitarrenriffs, gespickt mit einem ausgezeichneten Schlagzeug untermalen die Melancholie dieses Songs perfekt. Absolut hitverd�chtig! Gerade wenn man der Meinung ist, sich in die Melodie eingeh�rt zu haben, schl�gt der Song in eine total andere Richtung, was etwaige Erm�dungserscheinungen vorbeugt. "(10) and Counting" g�nnt dem H�rer eine kleine Verschnaufspause bez�glich des instrumentellen Teils. Textlich wird hier ein schwieriges Thema aufgefriffen: Geld und Freundschaft. Und was davon �brig bleibt, wenn der Rubel erstmal rollt: Verbr�dert in Armut, verhasst im Reichtum. Viele Bands kennen wohl diese Erfahrung nur zu gut.
"So Long" gleicht einer Achterbahnfahrt: genialer Hardcore mit krassen Gesangparts, die teilweise sogar an Mot�rhead erinnern, Jazz-T�ne und zum Liedende sogar Sprechgesang. Thematisch behandelt dieser Song �brigens die Abh�ngigkeiten unserer modernen Zeit hinsichtlich Arbeitsverh�ltnissen, Beziehungen, Freundschaften. Mit der nachdenklichen Botschaft, so wirklich befreie einen wohl nur der Tod....
Mit diesem Album haben sich boysetsfire selbst und der ihnen hinterbleibenden Fangemeinde ein w�rdiges Denkmal gesetzt. Was ist wohl authentischer, als Selbsterlebtes in seine Songs einflie�en zu lassen? Und das sp�rt der aufmerksame H�rer. Auch nach mehrmaligem Durchlaufen gibt es immer wieder Neues zu entdecken, was mit Sicherheit auch an den exzellenten F�higkeiten der Musiker liegt. Die sehr klare und druckvolle Produktion tut ihr �briges. Ein rundum gelungenes Album, das �berrascht und mit seinen vielen experimentellen Stilwechseln nicht nur ausschlie�lich den Fans gefallen d�rfte.
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