Dwelling - Ainda é Noite |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Neoklassik / Jazz/ Folklore |
Label | Equilibrium Music |
Rezensent |
Volker |
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Regelmäßig präsentiert uns Nuno Roberto mit seinem Label Equilibrium Music feine, anspruchsvolle Musik aus verschiedenen europäischen Regionen, worüber sein eigenes Schaffen mit Dwelling fast etwas in Vergessenheit zu geraten drohte. Doch nun ist die portugiesische Formation nach vier Jahren zurück und bietet dem geneigten Hörer nichts weniger, als solch eindringliche wie eigenständige Klänge, die 2003 das Vorgängeralbum „Humana“ prägten. Folglich ist diese Musik auch im Jahre 2007 nicht gerade leicht zu beschreiben, da sie doch aus einer Fusion sich im Alltag kaum begegnender Stilistiken besteht. Dwelling widmen sich einem neoklassischen Ansatz, der Elemente der Kammermusik enthält, mit Jazz-Einflüssen spielt und ebenso traditionelle Musik ihrer Herkunftsregion einfließen lässt. Die Rede ist vom Fado, der tragisch-wehmütigen Folklore Portugals, die einst in den Armenvierteln Lissabons entstand, sich ihren Weg in höhere gesellschaftliche Gefilde bahnte und bis heute einen bis nach Nordafrika reichenden, kleinen musikalischen Subkosmos bildet.
So spielen Dwelling ihre kunstvollen Stücke mit zwei Violinistinen, zwei klassischen Gitarristen sowie akustischen Bassgitarren und umgarnen damit opulent den ausgebildeten Gesang von Nuno Robertos Gemahlin Catarina Rapsoso. Man hört unmittelbar, dass man es durchweg mit geschulten Musikern mit einem breiten Background zu tun hat und das daraus folgende Anspruchsniveau von „Ainda é Noite“ mündet in Gefilden, in die nicht jeder folgen wollen wird. So homogen wie das Album zunächst auch klingen mag, finden sich mit dem eingehenderen Hören mehr und mehr feine Details im elaborierten Zusammenspiel. Der meist in der Landessprache gehaltene Gesang ist fast durchweg präsent, wird aber nicht zu stark in den Mittelpunkt gehoben, was sehr angebracht ist, denn die Musiker von Dwelling sind mehr als die Begleitung einer zweifellos tollen Sängerin.
Ein typischer „Anspieltipp“ wäre hier verfehlt, da man sich entweder in Ruhe in die Musik fallen lässt oder es gleich sein lassen kann. Diese Band ist ein klarer Kontrapunkt zu schnellebiger Ohrwurm-Produktion, slow food für die Ohren sozusagen.
Drei Stücke darf ich trotzdem noch eurer gesonderten Aufmerksamkeit empfehlen: Die Kammermusik-Jazz-Folklore Fusion „Some love, please?“ (eines der englischsprachigen Stücke) bietet ein hohes Maß an schon avantgardistischer Kreativität. Für den Genuss dynamischer Opulenz bietet sich dagegen „Fujo de mi“ an, während „Acordar“ wunderschön die sanftmütig-melancholische Seite Dwellings verkörpert.
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