Dryad´s Tree - Comfort In Silence |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Progressiv melodischer Death/Thrash/Metal/Depri-Rock |
Jahr | 2007 | Spielzeit | 69:06 |
Rezensent |
Alf |
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Verflixt, diese Eigenproduktion wäre in meinem CD-Wust beinahe untergegangen! Gottseidank konnte ich das geradenoch verhindern, ist nämlich ziemlich beeindruckend, was Dryad´s Tree hier entfesselt haben! „Comfort In Silence“ ist ein überaus komplexes, vielschichtiges und stimmiges Metal-Album, dass sich zum einen in keine Schublade pressen lässt und zum anderen qualitativ felsenfest zwischen allen Mainstream-Veröffentlichungen steht. Kaum zu glauben, dass die Münchner erst seit 2005 in der Szene unterwegs sind!
8 Tracks (Plus Intro) und eine Spielzeit von einer Stunde und zehn Minuten zeigt schon ziemlich deutlich, dass Dryad´s Tree nicht nach den Hörgewohnheiten des Ottonormalmetallers schielen. Schon der Opener "Life" kann mit einer Versammlung supergeiler Melodien punkten, die sich in einer schubladenfreien Umgebung entfaltet, die Clean Gesang mit Death Metal Growls unter einen Hut bringt und mit Riffs vermengt, die sich auf einem klassischen Metalalbum genauso wohl fühlen würden, wie auf einer gemäßigteren Death Metal Scheibe finnischer Prägung.
"Captured Perplexity" kramt anschließend mit komplexer Rhythmusarbeit in der gemäßigten Prog-Thrash-Schublade und hat auch da die Hosen an, bricht das anfangs aufgebaute Konzept bei jeder Wiederholung mit komplexeren Verzweigungen auf und erzeugt damit einen Spannungsaufbau, der süchtig macht! Der Refrain fräst sich einem geradewegs in die Hörmuschel und will da einfach nicht mehr rauskommen!
Dieses Wechselbad der Gefühle ist das tragende Stilmittel von Dryads Tree, verspieltes Riffing, komplexe Songgebilde, genrefremde Einflüsse und äußerst mutige Stimmungsbrüche innerhalb der Songs – "Disdream" etwa erschafft nach teils flotter und teils stampfender Riffarbeit geradezu einen "Song im Song", einen clean-depressiven Einschub, der sich minutenlang vom eigentlichen Thema entfernt, um sich über einen eigenen, ausgewachsenen Spannungsaufbau zu erstrecken und erst dann zum Anfangskonzept zurückkehrt. Überaus erfrischend und beeindruckend!
Gerade wenn sich Dryads Tree akkustischer Melancholie mit gelegentlichen Keyboard-Einsprengseln bedienen, blitzen, gerade was den Spannungsaufbau angeht, deutliche Anleihen zu Anathema auf, besonders zu deren "Alternative IV" Album. Am deutlichsten wird das im traurig schleppend arrangierten "Clouded Emotions", auch wenn die finale Auflösung dann doch um einiges energetischer ist, als bei den britischen Trauerklößen – Klasse!
Progressiv melodischer midtempo-Death/Thrash, gepaart mit lupenreinem Depri-Rock, unglaublich, dass das funktioniert, aber das tut es und zwar ausgezeichnet! "Dynamik" heißt das Zauberwort, und darauf hat auch die Produktion großen Wert gelegt: Das Schlagzeug wurde glasklar und voluminös in Szene gesetzt, sodaß man auch wirklich jeden anschlagsdynamischen Schlenker mitbekommt und jede HiHat-Öffnung mitverfolgen kann, die Gitarren können gleichzeitig kräftig braten und weinen im nächsten Augenblick wunderschön und zerbrechlich aus den Boxen, während der Bass für eine breite Soundbasis sorgt, die man eher fühlt als hört. Unglaublich, dass dieses emotionale Mehrgängemenü von der Band selbst produziert wurde! Noch zu erwähnen ist, dass Sänger Reinhard Klein die durchaus anspruchsvollen Gesangslinien sehr souverän meistert, auch wenn gelegentliche Unsicherheiten aufblitzen. Die fallen allerdings nicht entscheidend ins Gewicht, bei einem derart überzeugenden Gesamtkonzept!
Dementsprechend ist "Comfort In Silence" ein wahrer Leckerbissen, für jeden Kopfhörer-Gourmet! Alter Schwede, alleine schon der Auftakt der 16 Minütigen Abschlussnummer "Stay!?" ist den Kauf der Scheibe wert. Brrr, Gänsehaut! Nun denn, ihr experimentierfreudigen Melancho-Metaller, ab auf die Dryads Tree Homepage und überlangen Kopfhörergenuß ordern!
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