Panzerballett - Starke Stücke |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Funkpunk / Jazzmetal |
Label | ACT |
Rezensent |
Johannes |
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Es ist Jazz. Es ist kein Metal! So, jetzt sind wir unter uns und können mit einem ernsthaften Review beginnen:
Ein Hörerlebnis dieses Albums erzeugt Schmerzen, die fast die körperliche Intensität einer Tracht Prügel erreichen, da hier eine unglaubliche Menge an musikalischem Potenzial versklavt wird und die Ketten der Eingängigkeit sich hart um die fragilen Fußknöchel der musikalischen Innovation schliessen. Unter den Peitschenhieben der fettwanstigen Kohortenführer und ehemaliger Chartstürmer (AC/DC, Deep Purple, Scorpions, ...) zucken die geschundenen Kreaturen neuer musikalischer Ideen zusammen und mit ihnen der Hörer, da Mitgefühl und Anteilnahme am Leid der geknechteten kreativen Ideen ihn bewegen.
Ach warum verschwendet die Jugend ihre Jugend womit schon ihre Väter ihre Jugend verschwendeten? Wozu heute nocheinmal Coverversionen von "Smoke on the Water" oder "Paranoid" machen?
Lauter Jazzpreisgewinner und musikstudierte Instrumentalprofis werden auf die faulmodrigen Ruderbänke einer populärmusikalischen Sklavengaleere geschmiedet um ihre Geister zu knechten, ihren Willen zu brechen und ihre musikalische Freiheit mit dem stumpfsinnigsten aller möglichen Rhythmen zu verhöhnen: "Smoke on the Water". (Warum nicht gleich "We will Rock you", oder "Alle meine Entchen"?)
Was übrig bleibt, wenn man sich die Alterslast der überkommenen Hohltöne herausdenkt, und das ist immerhin mehr als die Hälfte der Songs, ist spritziger Funk mit einer gesunden Prise metallischem Rock und jeder Menge unausgeschöpftem Potenzial. Am bekanntesten aus diesem Sektor dürften die ebenfalls selbstbeschränkten Diablo Swing Orchestra sein. Wer sich als Jazzer zu solch vergleichsweise primitiver Unterhaltungsmusik herablässt, wird mit Panzerballet glücklich, aber nicht lange, da Diablo Swing Orchestra im Gegensatz zu Panzerballett tanzbar sind.
Für Fans des extremeren Jazz von Prelapse, The Hub, Naked City oder des jazzigen Metals von Virulence, Lye By Mistake, Ephel Duath oder Cause for Effect ist Panzerballett jedoch nur bedingt zu empfehlen.
Es ist eben nur Funk. Die Ufer des Jazz und des Metal zu verbinden, indem man eine Brücke mit Funk und Fusionrock schlägt, ist eine einleuchtende Idee, doch müsste man schon ein Genie in allen vier Stilen sein, um ein schlüssiges Ergebnis dabei zu erzielen. Wenn nun auch noch fremdes Liedgut eingearbeitet wird, dann klingt das Ergebnis zwar frisch und unerwartet anders, doch jegliche schlüssige Einheit ist eben dahin.
Das Ergebnis ist eine Platte, die nur Unerfahrene beglücken wird. Da es aber eh nur eine Handvoll Spinner gibt, die sich gleichenteils für Jazz und Metal begeistern, dürfte die Zahl der unerfahrenen Hörer bei knappen 99,9% liegen. Da es weiterhin immernoch viel zu wenig Bands und daher viel zu wenig Vielfalt im Jazzmetal gibt, muss man Panzerballett auch unterstützen und ermuntern und da sie in ihren handwerklichen Fähigkeiten oftmals schlichtweg atemberaubend sind, so muss man insgesamt doch ein deutlich positives Resümee ziehen. Im Fun-Funkpunk sind Panzerballett sowieso die einzige existente Band und daher auf Platz 1 und die beliebteste, beste, meistverkaufte Band in diesem Genre obendrein.
Außerdem haben Panzerballett schon 2005 ein (feines) selbstbetiteltes Album mit eigenen Stücken herausgebracht und auch wenn einem bei Panzerballetts "Wind of Change" das Herz blutet und man das innovative Potenzial dieser jungen Truppe blutig und zertreten im Staube wimmernd und sich krümmend liegen sieht, so gibt es ja zum Glück den Computer, mit dem man sich die stärksten Stücke der Starken Stücke selber zusammenstellen kann. Dann hat man zwar nur noch eine Single, diese ist aber mit originellem, metallischem und spritzigem Funk gefüllt und nicht mit dem süßlichen Verwesungsmief musikalischer Mumien aus Väterchens Kindertagen.
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