Bethlehem - Mein Weg |
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Metalspheres Info-Box |
Genre |
Avantgarde Metal |
Label | Red Stream |
Rezensent |
Volker |
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Ah ja, Bethlehem sind mittlerweile also nicht mehr im Bandprogramm von Prophecy Productions, in das sie schon recht gut gepasst hatten, sondern nun bei Red Stream aus Florida untergekommen, die weithin f�r extrem ungew�hnliche Ver�ffentlichungen aller Art bekannt sind. Eine treffliche neue Heimat f�r die deutsche Band, die sich ja nicht zu Unrecht den Ruf eingehandelt hat, zu den kranksten Kapellen im Metal-Bereich �berhaupt zu geh�ren. Alben wie "Sardonischer Untergang im Zeichen irreligi�ser Darbietung" und das knapp 150min�tige "Schatten aus Alexanderwelt" wurden von der gro�en Masse bestenfalls mit einem Kopfsch�tteln bedacht und von einem kleinen Kreis umso mehr gefeiert. "Mein Weg" ist f�r die Band ein selten kompakter Albumname und ist irgendwo symbolisch f�r die Musik, denn im Vergleich zu den Vorg�ngeralben finden sich regelrecht "eing�ngige" Elemente. Das kann nat�rlich nur in Relation zur Bandgeschichte gesehen werden, denn Bethlehem klingen noch immer reichlich unorthodox und textlich f�llt mir au�er Samsas Traum nichts vergleichbar Abgedrehtes ein. "Am liebsten t�te ich mich morgens und fall dem M�rder anheim" heisst es im Refrain des Openers "Aalmutter" mit gewohnt seltsamer Phrasierung und das ist nur der Anfang. Weiter geht es mit Zeilen wie "Wenn Seelen scheu zerbersten und Totgeborene schreien, erz�hlt mir kalt das Feuer, von Sch�nheit, Trug und Schein" und �hnlichem Entr�cktem in den folgenden 9 St�cken. Dabei fehlt mir durchweg der Sinnzusammenhang und trotzdem steckt ein gewisser Ausdruck dahinter, der schwerlich in Worte zu fassen ist. Das Spiel mit der Sprache scheint in den sinistren Bethlehem-Texten jedenfalls das Wichtigste zu sein. Aber bleiben wir noch kurz beim Opener, "Aalmutter" klingt melodisch, hymnisch, fast schon straight und h�tte so auch auf die neue Ewigheim gepasst. Au�erdem gibt es bereits einen Einblick in die gro�e vokale Vielfalt: sehr viel klarer Gesang ist diesmal dabei, doch auch Growls, Geschrei, manisches Fl�stern und weitere Seltsamkeiten. Ein opulenter Midtempo Song mit sch�nen Piano-Parts ist "Allegoria", das in einer von bizarren Keyboards begleiteten Black Metal-Attacke endet. Wenn eins bei Bethlehem gewiss ist, dann dass man vom Anfang eines Songs keineswegs auf sein Ende schliessen kann. Bestens nachzuvollziehen am Schlusspunkt "Maschinensatan", wie sein Titel so gar nicht vermuten liesse �ber weite Strecken ein ruhiger Song mit sch�nen Melodien, den jedoch ein subtil bedrohlicher Unterton durchzieht, der schliesslich in einer stoisch stampfenden Death Metal Eruption gipfelt. Oder nehmt das sehr �berzeugende "Dr. Miezo", ein verzweifelt klingender Doomer, wenn man sich erst durch die Anfangsraserei gek�mpft hat. Oder auch das balladeske "Frl. Deutsch", in dessen Mitte sich ein befremdlicher Industrial-Part breitmacht.
Kein Frage, "Mein Weg" ist ein lohnendes Werk f�r alle, die beim tausendsten Power Metal Klon oder der ach so innovativen Band, die im Endeffekt nur totgespielten Schweden Death fabriziert, nur noch die Augen verdrehen. Bethlehem haben auch auf ihrem f�nften Album den Mut, v�llig anders zu sein und dem zolle ich gerne Respekt. Auch wenn das stumpfe "Knochenkorn" ein wenig danebenhaut und Textzeilen wie "Mein Genitiv kr�nkelt geflissentlich nun" (aus "Elf Soffitten") mich daran erinnern, wie ich mich in der Schule durch die Metaphern von Gottfried Benn qu�len musste. Wie auch immer, "Mein Weg" zwingt geradezu zur intensiven Auseinandersetzung mit der knappen Stunde Musik.
Eins noch: Eigentlich halte ich ja gar nichts von Hidden Tracks, aber "My Way" von Frank Sinatra in einer dem original nahen Version zum Abschluss ist trotz der allzu offensichtlichen Verbindung zum Albumtitel das Letzte, was man erwartet und passt bei Bethlehem gerade deshalb wie die Faust aufs Auge.
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